Lifestyle
Nicola Stäubli, 42, Lead Innovation FREITAG

Das Velo ist ein wichtiger Pfeiler der urbanen Mobilität

Aufgezeichnet von Cornelia Schlatter

Es war dieses silbrig-rote BMX-Bike, das meine Leidenschaft fürs Velo entfachte. In Bern, wo ich aufwuchs, machte ich damit eine Zeit lang das Quartier unsicher. Mittlerweile steht mein Keller voller Bikes, eines für jede Gelegenheit.

Das Velo ist für mich sowohl Transportmittel als auch Sportgerät. Seit Corona fahre ich zwar wegen Home-Office deutlich weniger. Normalerweise pendle ich mit dem Velo jährlich im Durchschnitt 1’500 bis 2’000 Kilometer. Dazu kommen noch ungefähr 4’000 Kilometer mit Sport. Mindestens zweimal in der Woche schwinge ich mich auf den Sattel um zu schwitzen. Auch sonst verbringe ich fast jede freie Minute auf dem Velo. Jedenfalls nutze ich von hundert Fahrten sicher neunzig Mal eines meiner Velos. Ausgenommen ich muss etwas sehr Sperriges transportieren.

Nicola Stäubli im Velo-Lifestyle mit FREITAG und Brompton. Foto: Feit Film

In der Stadt bin ich am liebsten mit meinem Brompton-Faltvelo unterwegs. Übrigens sind auch unsere Sales Ambassadors (Verkaufsbotschafter) bei FREITAG mit den Londoner Faltvelos ausgestattet. So kann in den Städten die Kundschaft schneller besucht werden. Die Velos sind unsere neuen Firmenwagen.

Die urbane Art des Unterwegsseins

Das Velo ist tief in der DNA von FREITAG verwurzelt. Schon die Gründer liessen sich von den Velokurieren in San Francisco inspirieren. Ein Velo ist viel mehr als ein praktisches Gerät. Es hat für uns hohen Symbolgehalt. Es versinnbildlicht für uns die beste Art des Unterwegsseins, um die Stadt und ihre urbane Kultur zu entdecken.

Deshalb haben wir zwei Cargo Bikes angeschafft, die wir bei unseren Stores an der Grüngasse und an der Geroldstrasse via carvelo2go vermieten. Dieses Angebot wird erfreulicherweise rund zweimal die Woche genutzt.

Velofahren ist demokratisch und extrem sinnvoll

Wir sind einer der Wenigen gewerblich produzierenden Betriebe in der Stadt Zürich. Deshalb glauben wir an das Velo als wichtigen Pfeiler der urbanen Mobilität: Es ist schnell, produziert keine Abgase und braucht wenig Platz. Zudem kann man Lasten transportieren und es macht Spass. Einige unserer Mitarbeitenden kommen mit dem Velo zur Arbeit. Viele jedoch nicht, da Velofahren in der Stadt doch recht gefährlich ist.

Der Leidensdruck hat aus meiner Sicht in den letzten Jahren zugenommen. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir uns als in Zürich verwurzelter Arbeitgeber dafür einsetzen müssen, damit sich unsere Stadt weiterentwickelt. Dazu gehört eine sichere Veloinfrastruktur.

Darum haben wir uns letzten Herbst das erste Mal in die politische Diskussion eingeschaltet. An unserem Container-Store an der Geroldstrasse warben wir mit einer grossformatigen Installation laut für mehr Velo-Sicherheit.

Ja Sicher Werbung für Veloabstimmung Stadt Zürich
Foto: Roland Tännler

Das war sozusagen nicht parteigebundenes, transparentes Lobbying. In meiner Rolle bei FREITAG habe ich die Möglichkeit einiges für das Velo zu bewegen. Das zeigt zum Beispiel auch die jüngste Kooperation mit dem Faltvelo-Hersteller aus London, wofür wir passende Produkte entwickelten.

Klaffende Lücke

Die Stadt Zürich sollte meiner Meinung nach eine Infrastruktur zustande bringen, mit der man sich sicher fühlt. Zürich ist im Vergleich zu anderen Städten in der Schweiz und Grossstädten in Europa im Hintertreffen. Zur Standortqualität gehören für mich gut ausgebaute und sichere Verkehrswege. Beim Veloverkehr klafft hier eine Lücke. Wir möchten mithelfen, dass diese Lücke geschlossen wird. Ich wünsche mir mehr politischen Willen zur Unterstützung des Velos als Verkehrsmittel der Zukunft. Wir möchten sichere Velowege für unsere Mitarbeiter:innen und alle anderen, die in dieser Stadt pedalierend unterwegs sind.

Ich stelle das selber täglich fest: Die Veloinfrastruktur hört meistens genau dort auf, wo sie am nötigsten wäre. Nehmen wir als Beispiel den Bucheggplatz: Ein Velostreifen führt zum Platz, aber auf dem Platz selbst ist man ziemlich verloren. Plötzlich findet man sich irgendwo zwischen drei Autospuren wieder. Ich war früher insgesamt 12 Jahre in Bern und Zürich als Velokurier tätig und bin mir einiges gewohnt. Ich habe auch nicht so schnell Angst. Allerdings frage ich mich manchmal schon, wenn ich am Rotlicht gleich neben einem Lastwagen stehe, weshalb wir uns eine Verkehrsfläche teilen müssen. Das einzig sinnvolle Szenario geht für mich in Richtung Separierung des motorisieren Individualverkehrs und des Velos.

Blick in die Zukunft

Für mich ist Velofahren extrem sinnvoll, spielerisch und demokratisch. Es ist ein niederschwelliges Verkehrsmittel. Es ist fast für jedermann und jedefrau zugänglich. Mit dem Velo unterwegs zu sein, gibt mir ein tiefes Freiheitsgefühl.

Das wohl verrückteste Veloabenteuer, was ich je gemacht habe, war das Alpenbrevet: Mit Velokurier-Freunden aus Bern nahm ich 2004 daran teil. An einem Tag überquerten wir fünf Alpenpässe. Wir nannten es die Platintour und waren etwa 13,5 Stunden im Sattel. Ich ging dabei definitiv über meine körperlichen Grenzen hinaus. Dennoch war es ein einmaliges Erlebnis und eine grandiose Erfahrung.

Diese Leidenschaft fürs Velofahren möchte ich auch bei anderen Menschen entfachen. Ich bin davon überzeugt, dass dem Velo die Zukunft als urbanes Fortbewegungsmittel gehört. Zudem bin ich mir fast sicher, dass es in hundert Jahren das Velo in der Form, wie wir es heute kennen, noch geben wird – beim Auto bin ich mir da nicht so sicher …

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