Lifestyle
Nadine Wassmer, 43, Kindergartenlehrperson und Gin-Produzentin

Das Velofahren gehört zu meinem Leben dazu.

Aufgezeichnet von Cornelia Schlatter

Mit 16 kaufte ich mir mit meinem ersten selbst verdienten Geld ein Mountainbike. Dieses besitze ich heute noch. Das Velofahren gehört zu meinem Leben dazu, und ich möchte es auf keinen Fall missen. Ich bin täglich bei Wind und Wetter damit unterwegs. Ausser vor zwei Jahren im Winter, als es ganz stark schneite. Da musste ich mein Velo für einmal stehen lassen. Im Winter montiere ich manchmal Spikes, damit ich bei Schachtdeckeln und auf vereisten Strassen nicht abrutsche.

Ich wuchs in Baden im Kanton Aargau auf. Als ich nach Zürich zog, habe ich mir mein erstes Stadtvelo mit Körbli gekauft. Ich fahre jeden Tag damit nach Küsnacht zur Arbeit. Besonders am frühen Morgen ist die Luft oft noch frisch und rein, das mag ich sehr.

Ein Velo für jede Lebenslage – Nebeneffekt Vorbildfunktion

Velofahren ist einfach unglaublich schnell, spontan und unkompliziert und man hat dabei erst noch Bewegung. Das Velo ist für mich sowohl Sportgerät als auch Transportmittel. Aktuell besitze ich vier Velos: Mein Körblivelo für den Alltag und den Arbeitsweg, in meinem Beruf habe ich immer viel Material dabei. Dann noch mein altes Mountainbike von früher, ein älteres Stadtvelo, welches für Besucher reserviert ist und ein modernes Mountainbike, das ich ausschliesslich für den Sport nutze. Die Zauberformel für die ideale Anzahl Velos, die man besitzen sollte, lautet übrigens «N + 1», wobei N für die aktuelle Anzahl Velos steht.

Hauptberuflich bin ich Kindergartenlehrperson. Es ist ein schöner Nebeneffekt, dass die Kindergartenkinder mich stets mit dem Velo sehen. Sie sehen, dass ich immer einen Helm trage, und finden es spannend, wenn ich auch mal mit dem Mountainbike zur Arbeit komme und anschliessend noch eine Runde biken gehe. Am liebsten würden sie dann gleich mitkommen.

Zauberformel für die ideale Anzahl Velos, die man besitzen sollte, lautet «N + 1», wobei N für die aktuelle Anzahl Velos steht.

Mal Pendlerin, mal Gin-Lieferantin – das Velo ist ständiger Begleiter

Seit einer Weile produziere ich gemeinsam mit meinem Partner nebenberuflich und mit viel Leidenschaft Gin in Kleinstserie. Diesen kann ich mit dem Velo in der ganzen Stadt direkt bis vor die Türen der Empfänger liefern. Zudem gehe ich gerne auf den Wochenmarkt einkaufen und kann all meine Einkäufe unkompliziert im Körbchen verstauen.

Ich bin immer in unterschiedlichen Funktionen mit dem Velo unterwegs, mal als Pendlerin, mal als Lieferantin oder dann als Sportlerin. Damit kann ich mich hervorragend auspowern und herunterfahren. Das Velo ist ein guter Therapeut und bringt mich einfach viel näher ans Geschehen und die Natur. Es ist eine schöne Option, spontan am See anhalten zu können, hineinzuhüpfen und den Alltag abzuwaschen. Velofahren bedeutet für mich ein Stück Freiheit!

Geräumte Velowege im Winter – und eine Stadt ohne Scherben

Als ich frisch nach Zürich gezogen war, musste ich mich erst orientieren, wie man in der Stadt Velo fährt. Manchmal lösen sich Velowege einfach unverhofft auf und vielfach ist es unklar, wo man überhaupt durchfahren soll oder darf.

Es wäre toll, wenn es mehr durchgehende Velowege ohne parkierende Autos am Strassenrand gäbe. Ich habe immer grossen Respekt davor, dass sich plötzlich eine Autotür öffnet und mir gefährlich wird. Man muss wirklich ständig mit allen Sinnen präsent sein.

Ich würde mir wünschen, dass die Diversität im Verkehr gefördert wird. In meiner Vision sehe ich Zürich als Velostadt. Es sollten nicht nur die Autos im Fokus der Verkehrsplaner liegen. Besonders im Winter würde ich es schätzen, wenn nebst den Strassen auch die Velowege vom Schnee geräumt würden. Eine grosse Erleichterung wäre auch, wenn klarer gekennzeichnet wäre, wo sich die Fussgänger und wo die Velofahrer bewegen dürfen. Oftmals ist es ein ziemliches Gewusel und Wirrwarr und man muss auch mal Slalom fahren.

Ausserdem wünsche ich mir eine Stadt Zürich ohne Scherben. Ich habe mir gerade neulich wieder zwei Platten eingefahren, das ist wirklich mühsam.

Das Velo als verbindendes Element – unmotorisierte Veloleidenschaft

Das Velo hat mir schon viel Gutes gebracht. Dank des Velos habe ich auch meinem Partner kennengelernt. Durch ihn konnte meine Veloleidenschaft nochmals so richtig entflammt und die Faszination für unterschiedliche Velos – wohlgemerkt ohne Motor – geweckt werden.

Wir sind gerne unterwegs, sei das auf Bikepacking-Touren oder einfach mal gemütlich. Mit Freunden habe ich einen Grill auf einen Veloanhänger geschweisst. Damit fahren wir im Sommer regelmässig an einen schönen Ort zum Grillieren.

Manchmal stehen mein Partner und ich extra ganz früh auf und gehen noch vor der Arbeit eine Runde biken und geniessen gemeinsam die Morgenstimmung. Das ist für uns Lebensqualität.

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