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Vom Auto zum Speed-Pedelec? Chancen und Hürden.

Velor: Hannes Munzinger

Speed-Pedelecs bieten eine innovative Möglichkeit, die Herausforderungen des täglichen Pendelverkehrs anzugehen. Diese leistungsstarken Elektrovelos erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 45 km/h und stellen besonders in der Schweiz eine attraktive Alternative zum traditionellen Auto dar. In ländlichen Gegenden oder in der Agglomeration sind sie teils unschlagbar, wo längere, offene und übersichtliche Strecken das zügige Fahren ermöglichen. In der Schweiz liegt der Anteil von schnellen e-Bikes etwa bei 10% aller verkauften Elektrovelos. (Quelle: Velosuisse)

Die Vorteile

Die Vorteile von Speed-Pedelecs im Pendlerverkehr sind vielfältig. 

  • Erstens reduzieren sie die Verkehrsbelastung und Parkplatzprobleme in urbanen Gegenden, da sie platzsparender sind als Autos und flexibler parkiert werden können. 
  • Zweitens tragen sie zur Reduktion von CO₂ -, Feinstaub- und Lärm-Emissionen bei. Im Vergleich zum Auto mit Verbrennermotor bieten sie eine umweltfreundlichere und energieeffizientere Fortbewegung.
  • Drittens bieten Speed-Pedelecs gesundheitliche Vorteile, indem sie zur körperlichen Aktivität der Pendler beitragen, ohne dass diese sich übermässig anstrengen müssen. Pedelec fahren ist Bewegung. Und das ist gut für das Herz. Sagt die WHO. Und nicht nur die.
  • Viertens erlauben sie Punkt eins bis drei auch auf längeren Strecken bis etwa 20 km je Weg.

Herausforderungen

Allerdings stehen der flächendeckenden Verbreitung von Speed-Pedelecs auch Herausforderungen gegenüber. 

  • Erstens muss die Sicherheit auf den Strassen für Velo-Pendelnde allgemein erhöht werden.
  • Insbesondere Fahrwege fürs Velo müssen bedarfsgerecht ausgebaut werden, damit die Leistungsfähigkeit gewährleistet ist. Auch Sichtweiten müssen sichergestellt sein.
  • Drittens sind die Anschaffungskosten für Speed-Pedelecs höher als die für herkömmliche Velos, was potenzielle Nutzerinnen und Nutzer abschrecken könnte.
  • Viertens könnten politisch gefärbte Rahmenbedingungen den Nutzen von Speed-Pedelecs verhindern, indem beispielsweise das Befahren von Veloinfrastruktur für S-Pedelecs verboten wird. Speed-Pedelecs können auch langsam. Regeln für Höchstgeschwindigkeiten sind der einzig passable Weg.
  • Fünftens wird Velofahren bei Regen und niedrigen Temperaturen nie so komfortabel sein, wie sich ins Auto zu setzen und sich ein warmes Lüftchen um die kalten Füsse blasen zu lassen.

Können Speed-Pedelecs ein Auto ersetzen?

Speed-Pedelecs gewinnen im Pendlerverkehr als nachhaltige Alternative zum Auto zunehmend an Bedeutung. Eine neue Studie der OUVEMA an der Uni Lausanne hat gezeigt, dass über 59% der Speed-Pedelec-Nutzenden ihre Autonutzung reduzierten. «Schnelle Pedelecs stehen, anders als die langsameren Elektrovelos, in direkterem Wettbewerb mit Autos und bieten eine praktikable Alternative», so die Studie. Zwanzig Prozent der S-Pedelec-Fahrenden haben ausserdem den Autobesitz oder allfällige Kauf-Ambitionen offenbar aufgegeben. Die Studie betont jedoch auch die Wichtigkeit von Investitionen in leistungsfähige Veloinfrastruktur. Nur so könne die Nutzung von Speed-Pedelecs weiter gefördert und die Verkehrswende hin zu nachhaltigeren Alternativen gestützt werden.

Was S-Pedelecs nicht bieten

Speed-Pedelecs sind kein Spielzeug. Mit Übermut landet man schnell im Strassengraben. Stürze sind wegen der hohen Geschwindigkeit durchaus heftiger. Schnelles Fahren will geübt sein – und auch das Bremsen. Sicher Speed-Pedelec fahren heisst, mit dem Kopf dabei sein, heisst ständig auf andere Verkehrsteilnehmende gefasst sein. Vielleicht sind Speed-Peds auch nicht die geeignetsten Maschinen für den gemütlichen Sonntagsausflug. Weshalb, erklärt der Beitrag zu den Antriebsarten. – Doch kaum im Sattel, hat man ein breites Grinsen im Gesicht, egal ob Mann oder Frau. Hier kommt der Unterschied. Das Fahren eines Speed-Peds macht Spass, aber nur mit der richtigen Portion Ernsthaftigkeit. Denn in einigen Situationen ist 10 Stundenkilometer langsamer, schneller, weil man noch bremsen konnte.

Und jetzt?

Am Schluss entscheidet der Kopf – oder das Herz. Selten jedoch die Vernunft! Speed-Pedelecs repräsentieren mehr als nur eine Alternative zum Autoverkehr; sie sind ein Schritt hin zu einer nachhaltigeren, gesünderen und effizienteren Mobilitätslösung. Die bewusste Förderung der aktiven Elektromobilität könnte langfristig dazu beitragen, die Verkehrsprobleme unserer Städte und Agglomerationen zu mildern und gleichzeitig die Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern.

Gute und sichere Fahrt Ihnen allen, egal womit Sie pedalieren. Ja, selbst das Auto hat mindestens zwei Pedale! Scherz beiseite. Guten Start in den Frühling.

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