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Lukas Bärlocher, 29, Fotograf, Videograf & Sozialdiakon I Labradoodle-Hündin Coco, 1.5 Jahre

Von der Sinnhaftigkeit des Velos bin ich überzeugt

Aufgezeichnet von Cornelia Schlatter

Seit anderthalb Jahren besitze ich ein Bullit-Lastenvelo. Der Grund für die Anschaffung war, dass Coco in mein Leben gekommen ist. Coco ist eine Labradoodle-Hündin und gehört heute bei uns in der WG zur Familie.

Da ich in der Stadt Zürich wohne und arbeite, benötigte ich ein Transportmittel für Coco, Schliesslich habe ich mich für dieses Lastenvelo entschieden. Coco liebt es darin zu fahren, besonders, wenn ihre Ohren im Wind flattern. Das gefällt ihr richtig gut. Wenn sie ausnahmsweise mal im Zug oder im Auto mitfahren muss, dann zittert sie ständig. Das verunsichert sie offenbar sehr.

Wenn ich mit Coco im Lastenrad unterwegs bin, ernte ich viele freundliche Blicke. Die Kinder zeigen oft mit dem Finger auf uns und haben riesig Freude. Einige beginnen auch ein kurzes Gespräch, wenn ich beispielsweise an einer Kreuzung anhalten muss. Das ist schon sehr herzig.

Ein grosser Pluspunkt des Lasten-E-Bikes ist, wenn ich als Fotograf unterwegs bin. So kann ich mein ganzes Equipment problemlos mitnehmen. Ausnahmen gibt es. Wenn ich beinahe ein ganzes Filmset transportieren muss, stosse ich mit dem Lasten-E-Bike an Grenzen.

Das Velo in der Stadt

Im Alltag ist Velofahren in der Stadt für mich eine Notwendigkeit. Das Velo ist das einzige Transportmittel, welches beruflich, wie privat für mich Sinn macht. Von der Sinnhaftigkeit des Velos bin ich wirklich leidenschaftlich überzeugt. Ich nahm auch schon an einigen Velo-Demos und der Critical Mass teil. Das Velo ist ökologisch und sozial verträglich, es macht keinen Lärm, verstopf nicht den urbanen Lebensraum und macht die Strassen sicherer.

Ich brauche das Velo täglich und fahre bei jedem Wetter. Natürlich macht es im Winter etwas weniger Spass. Dennoch fahre ich ungefähr 200 Kilometer im Monat. Wenn man so oft mit dem Velo unterwegs ist, fallen einem natürlich Situationen auf, die verbesserungswürdig sind. Die Infrastruktur für Velofahrende in Zürich ist alles andere als gut. Die Velofahrenden haben nicht genügend Platz.

Bewusstsein für andere Verkehrsteilnehmende

So müssen die Autofahrerinnen und Autofahrer eigentlich die Verantwortung übernehmen und daran denken, dass sie die stärkeren Verkehrsteilnehmenden sind. Sie müssen den Menschen, die Velofahren Platz lassen. Menschen, die es sich gewohnt sind, in der Stadt Auto zu fahren, haben ein anderes Bewusstsein für die schwächeren Verkehrsteilnehmenden. Menschen von ausserhalb sind sich wenig bewusst, dass hier viel mehr Leute mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs sind, auf die man achtgeben muss. Hier reicht dann eine rein farbliche Abgrenzung von Veloweg und Autostrasse nicht. Bei Fahrbahnverengungen versuchen diese Autofahrer dann trotzdem zu überholen. Das sind dann die absolut schlimmsten Momente auf dem Velo.

Velofahren sollte keine Randerscheinung bleiben

Brenzlige Situationen vermeiden

Ich habe eine extra laute Hupe an meinem Velo montiert. Damit kann ich besser auf mich aufmerksam machen und mit den Autofahrenden kommunizieren. Meistens versuche ich es mit Blickkontakt, um dem Gegenüber zu zeigen: «Hey, ich bin auch noch da. Bitte nimm Rücksicht auf mich.» Es gibt leider oft brenzlige Situationen. Unbeschwert in der Stadt Velofahren geht eigentlich nicht. Man muss wirklich jeden Moment bewusst und konzentriert sein, sonst kann es schnell ungemütlich werden.

Auch wünschte ich mir, dass die Signalisation in der Stadt besser wäre. Ohne GPS muss man sich wirklich sehr gut auskennen, dass man einfach so den Weg findet. Für die Autos hingegen sind die Wege stets gut ausgeschildert.

Für mich ist Velofahren einerseits sehr praktisch. Besonders seit ich das Lasten-E-Bike habe, kann ich das Meiste damit transportieren. Velofahren ist unglaublich flexibel. Ich kann bis vor die Tür fahren und bin auch oft viel schneller am Ziel. Zudem muss ich nie einen Parkplatz suchen. Gleichzeitig darf man aber nicht unterschätzen, wie gefährlich es ist.

Mehr Sicherheit und mehr Komfort

Nebenberuflich arbeite ich noch als Sozialdiakon im Kafi Zytlos. Dort nehme ich Coco auch oft mit. Ab und zu mache ich für das Kafi auch Botengänge. Mit dem Lastenvelo hole ich zum Beispiel Getränkebestellungen ab. Das ist auch sehr praktisch.

Zudem bin ich im Kirchenparlament sehr aktiv und sehe, wie wichtig es ist, sich politisch zu engagieren. Ich wünsche mir, dass es sicher und auch komfortabel wird, mit dem Velo durch die Stadt Zürich zu fahren. Als Vorbild sehe ich da die Velostadt Amsterdam. Generell gehen hier nordische Städte als gute Beispiele voran. Ich fände es schön, wenn man das Stadtleben neu denken würde, auch aus der Perspektive des Velos. Velofahren sollte keine Randerscheinung bleiben. Das Velo sollte zu einem vollwertigen Verkehrsmittel werden. Nur schon aus Klimaschutzgründen ist dies eine Notwendigkeit.

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Trotz politischem Willen verhindert unsere Bürokratie ein Vorankommen. Es ist mir deshalb wichtig, dass sich junge Leute engagieren und sich nicht zu schade sind, sich trotz Widrigkeiten politisch einzubringen. Vielen Menschen ist es schlicht zu gefährlich, in der Stadt Velo zu fahren, was sehr schade ist. Ich möchte, dass das sich ändert.

Naturgenuss mit dem Mountainbike als Kontrastprogramm

Wenn ich nicht mit dem Lastenvelo unterwegs bin, trifft man mich in meiner Freizeit auch mal auf dem Mountainbike. Beim Mountainbiken kann ich mich richtig verlieren und bin dann einfach weg, schaue, wo es mich hintreibt. Velofahren ist dann für mich purer Genuss. Dann kann ich mich, im Vergleich zum Velofahren in der Stadt, voll auf mein Innenleben fokussieren und die Natur geniessen. Einfach eintauchen und abschalten. Manchmal kommt auch Coco mit und läuft neben mir her. Das macht uns beiden viel Spass!

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