Im November sinken die Temperaturen wieder öfter bis zum Gefrierpunkt. Wir packen uns warm ein oder geniessen drinnen unsere warme Stube. Von Akkus gibt es kein Wehklagen, Winseln und Weinen der tiefen Temperaturen wegen. Sie funktionieren zuverlässig und eines Tages plötzlich nicht mehr. Akkus sind durchaus nachtragend, wenn wir sie nicht richtig behandeln. Lesen Sie unsere Praxistipps zur Akku-Pflege. Sie gelten für den kleinen Velolicht-Akku genauso wie für den teuren Hochleistungs-e-Bike-Akku oder auch den Smartphone-Akku.
Ein nicht-technischer Erklärversuch
Damit es jetzt nicht allzu kompliziert wird, stellen wir uns vor, der Strom besteht aus vielen «Stromlingen». Diese Tierchen leben in den Zellen der aktuell gebräuchlichen Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion). Ist die Zellmasse gefroren, können sich Stromlinge kaum bewegen. Ist die Zellmasse heiss, hüpfen Stromlinge wild herum, wie Wassertropfen auf einer glühenden Herdplatte.
Kälte und Hitze verschleissen den Akku übermässig.
Will der Mensch vom Akku nun Strom beziehen, heisst der Auftrag: «Alle Stromlinge los in Richtung Pluspol!» Doch in Eises Kälte sind die frierenden Tierchen gehemmt. Das bedeutet für den Akku Stress. Andersrum auf der heissen Herdplatte hüpfend ist es schwierig, den Kurs zu halten. Das bedeutet ebenfalls Stress. Deshalb sind für Akkus gemässigte Temperaturen optimal, wie wir sie mögen.
Akku-Tipps für draussen
- Wenn Sie ihr e-Velo um den Gefrierpunkt draussen parkieren müssen, nehmen Sie den Velo-Akku mit ins Warme.
- Klappt dies für einmal nicht, fahren Sie zu Beginn vorsichtig und nur mit geringer Unterstützung los. Der Akku erwärmt sich nun langsam während des Gebrauches.
- Bei extremer Kälte (ab -5° bis -10°C) lohnt sich eine Akku-Hülle aus Neopren. So kann die Wärme, die durch den Stromverbrauch beim Fahren entsteht die Akkuzellen vor dem Einfrieren schützen.
- Ihr e-Velo steht im Sommer vor der Badi an der prallen Sonne auf heissem Teerboden? Dann ist der Akku in ihrer Baditasche besser aufgehoben. Oder beschatten Sie das e-Bike mit einem Tuch, respektive, parkieren sie es besser gleich im Schatten.
Tipps zum Ladezustand
- Man tut seinem Akku nichts Gutes, wenn man ihn über Wochen am Ladegerät füttert. Im Gegenteil.
- Ist ein Akku voll, möchte er den gespeicherten Strom bald möglichst abgeben. Bildlich erklärt: bei Vollladung zwängen sich die Stromlinge eng aneinander, Schulter an Schulter in einem stressigen Gedränge. Deshalb sollte man einen Akku zum Einlagern nicht komplett laden.
- Ein gut zur Hälfte geladener Akku (ca. 60%) wähnt sich wohlig im „Stand-By-Modus“. In einem wenig beheizten und trockenen Raum kann der Akku in diesem Ladezustand über Wochen ungenutzt und unbeschadet ruhen.
- Ein komplett geleerter Akku gehört möglichst schnell wieder an die Steckdose. Zulange leer stehen gelassen, sinkt die Spannung im Akku so tief, dass man ihn nicht mehr laden kann. Nach so einer Tiefenentladung können die allermeisten Akkus nicht mehr gerettet werden und müssen beim Händler entsorgt werden.
Tipps für richtiges Laden
- Lassen Sie einen Akku aus der Kälte erst etwas bei Zimmertemperatur ruhen. Erst wenn er sich nicht mehr eisig kalt anfühlt (vielleicht nach etwa einer Stunde) verbinden Sie ihn mit dem Ladegerät.
- Regelmässige Teilladungen erhalten die Leistung von Lithium-Ionen-Akkus besser, als sporadische Gesamtladungen.
- Der gefürchtete Memory-Effekt, wie bei Blei-Akkus, ist Schnee von Gestern. Bei Li-Ion Akkus gibt es dieses Problem nicht mehr.
- Schnelles Laden verschleisst den Akku deutlich mehr. Lässt man seine Akkus sowieso über Nacht laden, nutzt man dafür von Vorteil ein schwächeres Ladegerät. Mit hoher Wattzahl gerüstete Schnelllader bringen Akkus so richtig ins Schwitzen. Deshalb sind diese Geräte eher für kurzes Nachladen geeignet, da sie eigentlich die Lebenszeit des Akkus tendenziell verkürzen.
Drei Tipps am Rande
- Reinigen Sie die Kontakte eines herausnehmbaren Velo-Akkus mit einem trockenen Tuch und fetten Sie diese mit etwas Polfett.
- Behandeln Sie Akkus sorgfältig. Lassen Sie sie nicht fallen. Beschädigte Akkus sind gefährlich. (Brandgefahr)
- Für unterkühlte e-Bike-Akkus gilt: Je höher die Unterstützungsstufe, je mehr Stress für den Akku.
- Prüfen Sie doch hin und wieder den Reifendruck. Gut gepumpte Reifen erzeugen weniger Rollwiderstand. Dann klappt es zeitweise auch ohne den Turbo-Modus.
Gute und unfallfreie Fahrt Ihnen allen – Hauptsache, Sie sind mit dem Velo unterwegs.