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Vier Frauen, vier e-Bikes, Vierwaldstättersee

Aufgezeichnet von Cornelia Schlatter · Fotos: Suse Heinz · Video: Evelyn Steigbügel

Man nehme vier Freundinnen, ein eigens mitgebrachtes und drei zur Verfügung gestellte e-Velos und plane eine Reise im Herzen der Schweiz: So machten das Suse Heinz, Fotografin, Evelyn Steigbügel, Filmemacherin sowie Hanna Rückert und Kristiina Treublut, zwei Freundinnen der beiden «Bildfängerinnen». Sie umrundeten in vier Tagen den Vierwaldstättersee und haben dabei einmalige Velomomente erlebt. Diese unvergesslichen Augenblicke teilen sie gerne und hoffen, dass der Funke für ihre neu entdeckte Reise-Leidenschaft auch auf andere überspringt.

Die vier Frauen hatten sich für eine einfache Art des Reisens entschieden und schwangen sich dafür in den Sattel von Elektrovelos. Evelyn Steigbügel erklärt: «Es war Abenteuer pur, jeden Morgen auf den Sattel zu steigen und nicht zu wissen, was der Tag alles für uns bereithält, hat unglaubliche Glücksgefühle ausgelöst.» Die Frauentruppe startete in Vitznau, wo sie am Vorabend angekommen waren. Die erste Etappe ihrer Seeumrundung führte sie über rund 80 Kilometer nach Brunnen und via Schiff nach Flüelen. Unterwegs machten sie Halt in Altdorf und einen Abstecher ins Maderanertal. Für das letzte Teilstück verluden sie die e-Bikes bis Flüelen aufs Schiff, da diese Strecke durch viele stark befahrene Tunnels führt.

Route eignet sich für jedes Alter

Die erste Teiletappe der Reise war zugleich auch die längste. Suse Heinz erklärt: «80 Kilometer hört sich nach viel an. Aber mit dem e-Bike war diese Strecke wirklich gut zu bewältigen. Die meiste Zeit ist das Terrain flach. Auch Unsportliche kommen da bestens mit.» Überhaupt, fanden die Veloreisenden, die von ihnen gewählte Tour sei für jedes Alter geeignet. Von Familien mit Kindern bis zu Senioren, alle könnten diese Route problemlos meistern. Nach einem langen Tag auf dem Sattel gönnten sich die e-Velo-Neulinge ein lauschiges Picknick auf einem Steg direkt am See. Die Reisegruppe durfte anschliessend im Hotel Vögeliwohl in Flüelen übernachten. Die Unterkunft stellte für das Parkieren der nicht ganz günstigen e-Bikes eigens eine Garage zur Verfügung. Überhaupt ermöglichten alle Hotels, welche die e-Bike-Reisegruppe beherbergten, das sichere Parkieren der Fahrräder in einem Innenraum.

Abwechslungsreiche Landschaft

Die Reiseroute beschrieben die unerfahrenen e-Bike-Neulinge als unglaublich abwechslungsreich. Schöne Velowege dem stahlblauen See entlang wechselten sich mit hochalpinen Landschaften ab. Die Truppe machte sich am Morgen jeweils zeitig auf den Weg, weil dann das Licht am schönsten und die Stimmung friedvoll ist.

Schöne Begegnungen und Hühnerhautmomente

Suse Heinz’ Höhepunkt der Reise war am zweiten Tag, als sie durch das Reussdelta fuhren: Das goldene Morgensonnenlicht streifte durch die Schilfblätter am Seeufer. Der mancherorts glasklare See im Mittelpunkt der Schweiz breitete sich wie ein Glitzerteppich vor ihnen aus und im Hintergrund ragte schroff das Bergpanorama zum Himmel und als wäre das noch nicht genug der Schönheiten, schickten zwei Alphornbläser einen Morgengruss auf den See hinaus. Erhabene Gefühle, Hühnerhautmomente, welche der Gruppe eindrücklich in Erinnerung geblieben sind.

Mit den Alphornbläsern gabs noch einen kurzen Schwatz. Überhaupt sei es unglaublich einfach gewesen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Auf dem Velo ist die Hemmschwelle, jemanden anzusprechen, viel tiefer. Man ist näher bei den Menschen und näher bei der Natur. Es gibt keine Ablenkung. Man lebt im Moment, lässt sich treiben und ist viel sensibler und empfänglicher für all die Dinge, die um einen herum passieren. Da und dort ein Sprung in den herrlich erfrischenden See sorgte zusätzlich für Wohlbefinden.

Rundumblick dank Drohnenbilder …

Die Fotografin und die Filmemacherin wollten so viele schöne Momente wie nur möglich einfangen, dafür holten sie sich am zweiten Tag zusätzliche Unterstützung durch Simon Merki. Er stiess am Bahnhof Flüelen zur Gruppe und begleitete die Truppe in seiner Funktion als Drohnenpilot einen Tag lang, um noch eine weitere Dimension und einen anderen Blickwinkel auf diese wunderschöne Ferienregion zu ermöglichen, für Evelyn Steigbügel das absolute Tüpfchen auf dem i. Die e-Bike-Frauengruppe fuhr von Flüelen durchs Reussdelta nach Bauen, wo die Strasse abrupt endete. Nun erfreute die vier Frauen eine weitere Schifffahrt am Rütli vorbei bis nach Beckenried. Zwischen Beckenried und Buochs radelten sie dem See entlang nach Stans. Dort parkierten sie ihre e-Bikes und fuhren als kleines Intermezzo auf das Stanserhorn. Die e-Bikerinnen waren besonders beeindruckt von der spektakulären Cabriobahn.

… und ein kleiner Zwischenfall

Zurück im Velosattel erwies sich die männliche Verstärkung bald als Glücksfall: Suse Heinz fing sich etwa 3.5 Kilometer vor dem Tagesziel in Sarnen einen Plattfuss ein. Kurz überlegte die Gruppe den Reifen selbst zu reparieren, entschied sich jedoch dagegen, weil alle ziemlich müde waren. Schnell wurde das Gepäck auf Hanna Rückerts und Kristiina Treubluts e-Bikes verteilt. Suse nahm auf Evys Gepäckträger Platz und Simon Merki, der die Situation nicht nur überblickt, wenn seine Drohne in der Luft schwebt, schleppte Suses e-Bike bis nach Sarnen. Auch die zweite Etappe mit ihren rund 60 Kilometern belohnte die Freundinnen mit vielen tollen Bilderbuch-Momenten und einer guten Portion Abenteuer.

Weder Panne noch Regen vermögen die Laune zu trüben

Am dritten Reisetag war die Velopanne schnell vergessen. Überhaupt sei deswegen zu keinem Zeitpunkt schlechte Laune aufgekommen. Im Gegenteil, die Gruppe stellte sich jeder Herausforderung. So auch dem Regen, von dem sie am Morgen des dritten Tages überrascht wurden. Suse Heinz tauschte ihr e-Bike kurzerhand mit dem des Drohnenpiloten, der die Frauenrunde wieder sich selbst überliess.

Mittlerweile hatte sich in der Gemeinschaft ein festes Ritual etabliert. Am Morgen fand jeweils eine kurze Lagebesprechung statt und abends steckten die Vier ihre Köpfe zusammen, um die Erlebnisse des Tages nochmals Revue passieren zu lassen. So geschehen auch an diesem Regenmorgen. Die e-Bike-Reisegruppe entschied sich, die letzte wieder ungefähr 60 Kilometer lange Etappe in Regenmontur in Angriff zu nehmen. Dabei liessen sie kaum eine Pfütze aus und hatten trotz viel Nass grossen Spass.

Mystische Stimmung auf dem Pilatus

Der Weg an diesem regnerischen Tag führte sie von Sarnen über Wichelsee nach Alpnachstad, wo sie einen Zwischenstopp einlegten und sich von der steilsten Zahnradbahn der Welt auf den Pilatus gondeln liessen. Diesmal hinderte sie ein dichter Nebelvorhang daran, die Vorstellung des Bergpanoramas zu geniessen. Das war nicht weiter tragisch, denn selbst der Nebel, der die Bergspitzen in einen mystischen Schleier hüllte, hatte seinen ganz eigenen Reiz.

Zurück auf dem Sattel führte sie ihr Pfad auf einem längeren Abschnitt über einen Holzsteg Richtung Luzern. Evelyn Steigbügel erläutert, diese Reise mit dem e-Bike sei eine Reise für alle Sinne gewesen: «Die Fahrt über den Holzsteg hörte sich an, wie wenn man über Klaviertasten pedalen würde, das war einfach megacool.» Auf dem Schlussspurt ging es an Luzern vorbei nach Küssnacht, Weggis und zurück zum Ausgangspunkt Vitznau. Dort konnten sich die e-Bike-Freundinnen noch eine Nacht erholen, bevor sie die Heimreise antraten.

Vom e-Bike-Virus infiziert

Suse Heinz war die Ideengeberin für diese Gruppen-e-Bike-Tour. Sie war auch die Einzige in der Runde, die bereits Erfahrung mit e-Bike fahren hatte. Suse Heinz wohnt in Schönenberg, etwa 30 Kilometer ausserhalb von Zürich an der Grenze zum Kanton Zug. Sie pendelt regelmässig mit ihrem elektrisch unterstützten Velo in die City zur Arbeit. Zudem hat sie eine Schwäche für Seeumrundungen und erfüllte sich mit dieser Reise einen langegehegten Traum.

Bleibende Erinnerungen

Das Fazit der Gruppe ist durchs Band positiv: Das Zusammensein, das Gefühl der Zusammengehörigkeit und diese Frauenpower, als Mädels-Clique auf Tour zu sein, sei ein sehr schönes, verbindendes Gefühl mit Nachklang. Evelyn Steigbügels Resümee lässt keine Fragen offen: «Ich bin jetzt wirklich angefressen. Ich weiss zwar nicht, ob ich mir jetzt gleich ein eigenes e-Bike kaufen würde, aber auf eine Reise mit dem e-Bike würde ich sofort wieder mitgehen.»


Hintergrundinformationen zur e-Bike-Reise:

Evelyn Steigbügel ist Filmemacherin, die unter anderem auch für die Veloförderung tätig ist. Sie und ihre Freundinnen, wurden auf ihrer Reise von Rent a Bike, Luzern Tourismus, Uri Tourismus, Obwalden Tourismus, CabriO Stanserhorn Bahn und Pilatus Bahnen sowie von lokalen Partnern unterstützt.

Reiseroute:

Start und Ziel in Vitznau

Tag eins: Vitznau (SchweizMobil Route 38, Luzerner Hinterland, und Route 3, Nord-Süd-Route) – Brunnen – Empfehlung Abschnitt Brunnen – Flüelen mit dem Schiff – Abstecher Flüelen – Amsteg zum Golzernsee und zurück nach Flüelen.

Tag zwei: Flüelen – Bauen – ab Bauen mit dem Schiff bis Beckenried – Beckenried – Buochs – Stans (evtl. Abstecher aufs Stanserhorn) – St. Jakob – Kerns – Sarnen

Tag drei: Sarnen – Wichelsee – Alpnachstad – Abstecher auf den Pilatus mit der steilsten Zahnradbahn der Welt – Luzern – Küssnacht – Weggis – Vitznau

Übernachtungsempfehlungen:

Hotel Vitznauerhof, Vitznau, Guesthouse Vögeliwohl, Flüelen, Hotel Krone, Sarnen und See-Seminarhotel Flora Alpina, Vitznau oder auf einem der Zeltplätze rund um den Vierwaldstättersee. Die Gruppe empfiehlt als letzten Übernachtungsort Luzern, da die Stadt viele tolle Möglichkeiten für einen genussvollen Abschluss bietet.

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