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Kettet eure Velos fest!

Text: Hannes Munzinger

In der letzten Velo-Geschichte ging es um das Elend, wenn der Reifen findet, er wolle jetzt tief ausatmen. Heute geht es um die Bitterkeit, wenn man im Veloständer bloss ein zersägtes Schloss, ein einsames, angekettetes Vorderrad oder gar nichts mehr vorfindet. Auch wenn dies kaum Beachtung findet, Velodiebstahl kann mit ein Grund sein, dass Menschen das Velo als nicht praktikable Alternative betrachten, um sich im Alltag fortzubewegen.

Wann begegneten Sie ihrem ersten Velodieb? Bei mir war es in früher Kindheit im Kasperlihörspiel “De Velochlauer chunnt is Chefi”. Da war der Wachtmeister Brumm, der verdächtige Röbeli und der Velochlauer Heiri Chlüpplisack. Und ich lernte, dass man Velodieben am besten eine Falle stellt! Nun ja, ob das eine so gute Idee ist? Doch erst einmal der Reihe nach.

Grundlagen für eine erfolgreiche Velosuche

Laut Statistik werden im Kanton Zürich täglich etwa 18 Velos entwendet. Doch weshalb ist das so? Machen wir es den Dieben zu leicht? Gilt Velodiebstahl noch immer als Kavaliersdelikt? Der Velochlau scheint sich jedenfalls zu lohnen, denn die Aufklärungsquote ist unter 5%. Deshalb unser wichtigster Tipp:

Halten Sie die Daten und persönlichen Merkmale ihres Velos fest.

Schreiben Sie die Marke auf, das Modell, die Rahmennummer und die Rahmenfarbe und speichern Sie alles gut auffindbar ab. Halten Sie ihr Velo in Fotos fest. Machen Sie ein Foto von der Seite und von individuellen Merkmalen, wie einer spezielle Veloglocke, auffälliger Kratzer oder persönlicher Aufkleber.

Sollte es geschehen, dass jemand ihr Velo entwendet, zögern sie nicht und melden sie dies bei der örtlichen Polizei oder gleich online. Da Sie jetzt über alle relevanten Daten verfügen (Velobilder, Rahmennummer, etc.) hat die Polizei eine reelle Chance auf einen Fahndungserfolg. Übrigens, das Posten von Bildern des gestohlenen Velos auf Social-Media brachte ebenfalls schon manches Diebesgut zu seinen Besitzern zurück.

Da teure Velos und e-Bikes bei den Chlüpplisacks besonders beliebt sind, lohnt sich trotz Diebstahlsicherung womöglich eine Velo-Versicherung. Warum das so ist, erklärt sich im folgenden Abschnitt.

Strategie Bügel- Falt, oder Kettenschloss

Sicher ist sicher! Sicher? Leider nein. Mit dem passenden Werkzeug und der nötigen Zeit sind alle Velo-Schlösser zu knacken. Dank dem gegenseitigen Aufrüsten von akkubetriebenen Winkelschleifern versus Bügel- Falt, oder Kettenschlössern bietet nur noch Eines hundertprozentigen Diebstahlschutz: Gleich auf dem Velo sitzen bleiben! Und doch: Je widerstandsfähiger und auch schwerer das Sicherungsmaterial ist, je länger müht sich Heiri Chlüpplisack ab, und je eher wird er vom Diebstahl ablassen. Entscheiden Sie sich für wertige Schlösser.

Tipp: Ketten-, Bügel- und Faltschlösser möglichst weit oben, fern vom Boden anbringen. So kann Heiri nicht den Bolzenschneider am Boden ansetzen oder schön versteckt die Metallsäge walten lassen.

Wem gewichtige Schlösser nicht sicher genug sind, kann elektronisch nachrüsten. So gibt es beispielsweise Schlösser mit Alarmfunktion. Wird das Schloss bewegt, erklingt ein Warnton. Wird weiter geriegelt, geht ein durchdringender Alarm los.

Strategie Velodieben eins auswischen

In den USA entwickelten Tüftler ein Bügelschloss, dass den Heiri Chlüpplisack mit stinkendem Gas vertreiben soll. Ob man nach einer solchen Attacke, die übrigens Brechreiz auslösen soll, noch ein sauberes Velo vorfindet? Ob der Velochlauer gleich seine «Wut» am Objekt der Begierde auslässt, geht aus der Dokumentation nicht hervor.

Strategie Rahmenschloss

Eine recht gute und komfortable Lösung ist das am Rahmen fest verschraubte Schloss als immer-dabei-System. Es bietet eine simple Wegfahrsperre und ist fast perfekt mit einer zusätzlichen Kettenschlaufe. Diese Kette kann beispielsweise um Stangen geschlungen und mit dem Kettenende ins Rahmenschloss geklickt werden. Somit ist der Rahmen fest mit dem Parkiersystem verbunden. Es empfiehlt sich bloss, vor dem Festschliessen zu kontrollieren, ob man den Schlüssel nicht zuhause liegen gelassen hat.

Strategie smarte Technologie

Batteriebetriebene Gadgets kennt man fürs Velo schon einige Jahre. Dümmer als ein Tamagotchi und mit Hilfe eines einfachen Speichenmagneten konnte der Velocomputer von Damals das Tempo, die Fahrzeit oder die Durchschnittsgeschwindigkeit ermitteln. Im Zeitalter von Big Data montieren wir kleine Chips ans Velo, womit das gestohlene Bike, beziehungsweise der Chip über Smartphones in der näheren Umgebung gefunden wird. Der Standort wird automatisch dem Chipbesitzer auf dessen Smartphone weiter geleitet. Dies klappt leider nicht, wenn der Heiri den Chip findet.

Exakter geht das Tracking mit eingebauter SIM-Karte und GPS. Damit ortet eine App das Velo auf ein paar Meter genau, solange der Akku des GPS-Trackers hält. Einziger Wermutstropfen: Der Betrieb der SIM-Karte kostet laufend Mobilfunkgebühren.

Strategie mechanische Sperren

Manche e-Velo-Antriebssysteme neuester Generation erlauben das Anbringen von personalisierten Displays. Diese sind per Magnethalterung am Bike befestigt. Wird das Display entfernt, ist das Elektrovelo blockiert und kann selbst mit einem baugleichen Display nicht gestartet werden. Erst ein zertifizierter Händler kann das personalisierte e-Velo wieder aufwecken und ein neues Display personalisieren. Ergänzend kann je nach Budget ein GPS-Tracker an der Motoreinheit montiert werden. Aktuelle Systeme funktionieren per App auf dem Smartphone.

Einst waren Smartphones ein beliebtes Diebesgut, bis diese für Diebe nicht mehr nutzbar waren. Dieselbe Hoffnung geht aus diesen Entwicklungen hervor, die den Velolenker, einen Bremshebel oder das Tretlager mechanisch blockieren oder e-Velo-Antriebe für Unautorisierte sperren. Könnte es sein, dass da der Druck der Gesellschaft auf die Hersteller grösser werden muss? Ich denke ja. Über 6’000 entwendete Velos und e-Velos im Jahr bloss im Kanton Zürich sprechen eine klare Sprache. 95% des Diebesgutes verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Das sind keine Lappalien.

Blick in die Zukunft

Smarte Systeme könnten in Zukunft die Ortung übernehmen. Sensoren, die wir aus Smartphones kennen, fänden Problemlos im Velo ihren Platz. Der Beschleunigungssensor könnte einen Sturz detektieren. In Verbindung mit einem 3-Achsen-Gyrosensor könnte man die Unfallursache klarer entschlüsseln. Der Annäherungssensor schaltet warnend das Licht ein, wenn sich der Heiri anschleicht. Und der Umgebungslichtsensor könnte gar das Velolicht den Lichtverhältnissen anpassen. Zuviel des Guten? Für ein wertiges Alltagsvelo womöglich nicht. In puncto Langlebigkeit bringen die mechanischen Sperren klar den besten Diebstahlschutz.

Velos an Lattenzaun parkiert

Der Tipp am unteren Rande

Velosparkiersysteme, an denen man den Velorahmen festmachen kann, sind einfach grossartig! Finden sich Velos an Laternen- oder Verkehrsschilderpfosten, Sitzbänken oder Geländer gekettet, ist dies ein Anzeichen für mangelhafte Parkplatzbewirtschaftung. Gute Veloparkieranlagen schützen die Velos nicht bloss vor dem Umfallen, sondern auch vor Diebstahl und ermöglichen ein platzsparendes, geordnetes Parkieren.

Egal wie. Machen wir es den Chlüpplisacks nicht leicht!
Gute Velofahrt ihnen allen.

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