Lifestyle
Rolf Breer (38) und Christine Sima (36), Velometererfinder

Etwas tun fürs Herz – im doppelten Sinne!

Aufgezeichnet von Sandra Hürlimann

Egal ob zur Arbeit, zum Sport oder um sich mit Freunden zu treffen, wir fahren mit dem Velo. Man hat damit einen viel grösseren Aktionsradius als zu Fuss und es findet mehr Kommunikation statt, als wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Das Velo ist für uns das Verkehrmittel Nummer eins. Darum haben wir, Christine und Rolf zusammen mit André, Jan und Filip, dieses Jahr «VeloMeter» gegründet, ein Verein für ein gutes Herz – im doppelten Sinne. Unsere Mitglieder spenden nämlich pro Kilometer, den sie auf dem Sattel zurücklegen, einen bestimmten Betrag an eine gemeinnützige Organisation. Dieses Jahr wollen wir mit dem Geld, das am Ende des Jahres zusammenkommt, die Krebsliga unterstützen. Wen wir 2020 neben der Krebsliga unterstützen, können unsere Mitglieder dann mitbestimmen.

Von der Velo-Disco zu «VeloMeter»

Warum es dieses Jahr die Krebsliga ist, hat einen einfachen Grund: Ich, Rolf und auch ein anderes Gründungsmitglied sind in den letzten Jahren an Krebs erkrankt. Dadurch habe ich die Krebsliga kennengelernt. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir erstens nicht bewusst, was für tolle Arbeit diese Organisation leistet und zweitens wusste ich nicht, dass sie sich komplett aus Spendengeldern finanziert. Nach meiner Genesung etwas zurückzugeben war mir wichtig. Auf einer Velo-Disco entstand die Idee zu «VeloMeter»: Damit in diesem Club nämlich Musik lief, musste immer jemand mit einem dort installierten Velo Strom produzieren. Wir dachten uns dann, lass uns das irgendwie mit Spendensammeln kombinieren. Der erste Gedanke war, ein Velo bei Sportanlässen oder anderen Festen zu platzieren. Auf dem könnten dann alle die mitmachen wollen strampeln und so gemeinsam Kilometer sammeln. Firmen würden dann pro Kilometer einen Betrag spenden. Ein Art Sponsorenlauf – einfach auf dem Velo.

Wie viel man pro Kilometer spenden möchte, bestimmt man selber.

Schnell verwarfen wir den Gedanken mit den Firmen wieder. Wir wollten lieber etwas machen, zu dem alle direkt etwas beitragen können. Jan, ein befreundeter Velomech und Filip, jetzt ebenfalls Gründungsmitglieder von «VeloMeter», brachten dann einen analogen Kilometerzähler aus den 1970er Jahren ins Spiel. Leider gibt’s diese nicht mehr und wir setzen jetzt digitale ein. Aber das individuelle, alltägliche Kilometersammeln wurde zur Grundlage des «Velometer»-Konzepts.

Ursprünglich planten wir, dass alle, die mitmachen, am Anfang einen Betrag pro Kilometer festlegen, diesen dann am Ende des Jahres aufrechnen und einzahlen. Allerdings mussten wir das dann nochmals umdenken, denn, wenn man hoch motiviert Anfang Jahres angibt, 10 Rappen pro Kilometer zu spenden, summiert sich das unter Umständen am Ende des Jahres zu einem relativ grossen Betrag. So macht dann das Ganze auch irgendwie keine Freude mehr. Also kann man den Betrag pro Kilometer nun auch erst später festlegen. Wie viel Geld über den sogenannten «RappenZähler» dann tatsächlich zusammenkommt, ist für uns noch nicht abschätzbar. Es ist dann einfach so viel, wie es ist und das ist gut!

Alle sind willkommen

Mitmachen können bei uns generell alle Velofahrenden, egal ob beim Sport oder im Alltag. Selbst jene mit einem Hometrainer können Mitglied werden. Da sieht man ja auch, wie viele Kilometer man gefahren ist.
Wir möchten durch den Verein auch Motivation bieten, sich zu bewegen und fitter zu werden. So hat «Velometer» zum Beispiel auch Rolf dabei unterstützt, nach seiner schweren Erkrankung und der anstrengenden Therapie, wieder sportlich aktiv zu werden und Kraft zu gewinnen. In Zahlen zu sehen, wie viel Strecke man tatsächlich mit dem Velo zurücklegt, wie schnell man gerade unterwegs ist, vielleicht auch mal festzustellen, wie lange 100 Meter dauern und wie schnell ein Kilometer vorbeigehen kann, spornt schon an.

Ich, Christine, habe dieses Jahr rein auf meinem Arbeitsweg in der Stadt bereits über 260 Kilometer zurückgelegt. Unter den mittlerweile über 80 Mitgliedern gibt es aber auch grosse Tourenfreunde, die regelmässig Velotouren machen oder am Wochenende auf dem Rennvelo unterwegs sind. Die spulen dann deutlich mehr Kilometer runter. Im Moment denken wir auch darüber nach, eigene «Velometer»-Touren zu organisieren. Inspiriert hat uns dabei der Fanclub des FC Winterthur. Vor ein paar Jahren gelang es ihnen, ziemlich spontan mit einer grossen Menschengruppe auf Velos ans Auswärtsspiel gegen den FC Zürich zu fahren. Das war ein tolles Erlebnis!

 Mitglied werden

Teil der «Velometer»-Community zu werden ist ganz einfach. Wer dem Verein beitreten will, erwirbt lediglich einmalig ein Starterpaket mit Kilometerzähler (oder wer schon einen hat ohne) und «Velometer»-Plaketten. Dafür schreibt man einfach eine E-Mail an mail@velometer.ch. Wir freuen uns sehr über neue Mitglieder – ganz speziell auch über solche, die wir nicht schon kennen. Das heisst dann für uns: Hei, unser Projekt beginnt Wellen zu schlagen! Und das ist echt cool.

Weitere Geschichten