Frühling/Sommer 2023
Als ich mich das erste Mal auf ein Zweirad setzte, ging es los mit meiner Veloleidenschaft. Bis heute hält diese Begeisterung und Faszination an und lässt mich nicht mehr los. Ich war immer schon sehr unerschrocken und fuhr einfach drauflos und hatte probiert.
Das viele Velofahren hält mich sportlich fit, was mir schon in vielen Lebenssituationen geholfen hat. 2009 bin ich auf der Murmeliwiese in Zürich mein erstes Velorennen gefahren. Das war ein weiterer wichtiger Meilenstein, der meine Veloleidenschaft weiter anfachte.

Als Kind wollte ich nie spazieren gehen. Meine Mutter konnte mich nur dazu überreden, wenn ich das Velo mitnehmen durfte. Wir wohnten damals in Brugg, in der Nähe des Wasserschlosses. Dort im Brugger Schachen, bei der Militäranlage, gab es eine Schanze. Da machte ich meine ersten Erfahrungen und übte fleissig Tricks. Alles, was ich heute kann, habe ich mir selbst beigebracht. Allerdings wurde die Schanze dann eingestampft. So fingen wir an, selbst Schanzen zu bauen. Schanzenspringen, damals noch mit meinem BMX, wurde zu meinem grossen Hobby. Ein absoluter Schlüsselmoment dabei war, als ich meinen ersten Rückwärtssalto schaffte. Wenn ich mir mental etwas vorstelle und den Ablauf im Kopf genau durchspiele, klappt es meistens auch.
Auf dem Weg zum Profi
Aus der Leidenschaft hat sich mittlerweile ein kleines Business entwickelt. Ich fahre halbprofessionell Slopestyle und Pumptrack. Hierfür brauche ich mein Dirt Jump Bike, eine Art Unterkategorie des Mountainbikes.
Mit Slopestyle fahren habe ich aber reduziert und betreibe es nur noch sporadisch. Denn da geht es vor allem um waghalsige Tricks. So musste ich schon einiges an Lehrgeld bezahlen. 2019 hatte ich mit ein paar Tiefschlägen zu kämpfen. Ich brach mir gleich zweimal das Schlüsselbein und musste ein halbes Jahr pausieren. Ausserdem zerbrachen mir in diesem Jahr vier Velohelme. Da war ich alarmiert und wusste, dass ich mich nicht mehr so unter Druck setzen lassen darf. Die Angst fährt immer mit, aber ich möchte ja nicht unnötige Risiken eingehen. Lernen, die Angst zu überwinden und den beim Springen ausgelösten Adrenalinkick zu spüren, sind aber auch die Hauptgründe, weshalb man es machen will. Die Angst und der Respekt sind gute Berater und lassen dich stets alles nochmal überdenken.
Mittlerweile fahre ich vermehrt auf Pumptracks. Oft bin ich auf dem grossen Pumptrack beim Sihl City anzutreffen. Mein grosses Ziel ist es Pumptrack-Weltmeister zu werden. Die Zeichen dazu stehen nicht schlecht. Nach dem Abschluss meiner Lehre als FaBe EFZ im Sommer nehme ich mir eine Auszeit und möchte für ein Jahr ganz auf den Velosport setzen.
Velofahren ist für mich extrem befreiend, es bewegt und es ist äusserst praktisch.
Ich darf dann einen Tag pro Woche für meinen Sponsor arbeiten. Daneben trainiere ich weiter und fokussiere mich auf mein Ziel, Pumptrack-Weltmeister zu werden. Nebenbei darf ich auch für eine Firma, die Pumptrack-Shows veranstaltet, an ihren Eröffnungsshows fahren.
Ausserdem bin ich sehr aktiv in den Sozialen Medien unterwegs und möchte ausloten, was ich hier mit Fotografie und Videografie noch bewirken kann. Weitere Sponsoren zu suchen, die mich unterstützen, gehören auch zu den Projekten, die ich mir für nach der Lehre vorgenommen habe. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ich für viele Menschen tatsächlich ein Vorbild bin und dass ich sogar Trends setzen kann. Einmal hatte ich pinkfarbene Handgriffe an meinem Dirt Jump Bike montiert, danach haben diverse Leute gefragt, wo ich die gekauft hätte. Den Velohändler haben sie buchstäblich «leergekauft». Diese Dynamik fand ich sehr spannend.
Skills weitervermitteln macht mir Spass
Ich unterrichte auch sehr gerne. Das bereitet mir viel Freude: Ich durfte schon für die Sportförderung der Bezirksschule Brugg meine Pumptrack-Skills weitergeben, ebenso für die Berufsschule, die ich zurzeit besuche und gelegentlich auch für einen lokalen Velohändler. Das ist cool.
Ich beobachte vermehrt, dass bereits recht junge Kinder auf die Pumptracks kommen und dort eine gute Zeit verbringen. Dabei verspüren sie bestimmt Glücksgefühle und verbinden das Velofahren mit etwas Positivem. So werden sie später hoffentlich öfter das Velo als Fortbewegungsmittel wählen.
Dass das Velo ein praktisches Transportmittel ist, wird den Menschen wohl je länger, je mehr bewusst werden. Es gibt immer mehr unterschiedliche Arten von Velos, da ist bestimmt für jeden etwas dabei, das ihn oder sie reizt. Das Velo bietet so viele Vorteile, besonders für Kurzstrecken. Und das E-Bike bietet vor allem auch der älteren Generation die Möglichkeit, trotzdem noch aktiv zu sein und Velotouren zu unternehmen oder auch sonst damit unterwegs zu sein.
Velofahren ist so etwas Tolles, auf dem Velo bin ich glücklich. Da kann ich eine Zeit lang alles vergessen, es hilft mir abzuschalten und die kleineren und grösseren Probleme und den Alltagsstress zu verdauen. Nach dem Velofahren bin ich wieder happy und zufrieden und ready für die Arbeit und andere Herausforderungen.
Velos für jede Gelegenheit
Mittlerweile hat sich in meinem Velokeller ein ganzes Sortiment von verschiedensten Velos angesammelt – quasi für jede Gelegenheit ein Velo. Um in die Berufsschule zu fahren, nehme ich jeweils mein Fixie. Wenn ich im Sommer nach Zürich zur Arbeit fahre, nehme ich mein Rennvelo im Zug mit und fahre dann am Feierabend regelmässig damit nach Hause.
Das Rennvelo ist für mich besonders wertvoll, da es ein Geschenk und Erbstück meines Grossvaters ist. Er ist mit diesem Velo bereits zig-tausend Kilometer gefahren ist. Bei all meinen Velos ist es mir sehr wichtig, dass sie schön und gepflegt sind.
Aufs Jahr gesehen, kommen auf all meinen unterschiedlichen Velos und den Velofahrten von Sport und Pendeln an die 4’000 Kilometer zusammen.
Wenn ich in Zürich unterwegs bin, fühle ich mich allerdings immer etwas unwohl. Manchmal ist es nicht ganz klar, wo die Velowege durchführen, auch habe ich grössten Respekt vor tückischen Tramschienen. Oft vermisse ich auch einfach den Respekt zwischen Autofahrer und Velofahrer. Es sollte beiden genügend Platz gegeben werden, sodass ein sicheres Nebeneinander möglich ist und man angstfrei in der Stadt unterwegs sein kann.
Für mich darf es gerne noch weiteren «Velozuwachs» geben. Ein Gravelbike ist ein Fernziel. Ich träume davon, eines Tages eine Velotour mit einem Gravelbike und Saccochen zu machen. Einfach drauflosfahren – der Weg ist das Ziel.
Doch vorher werde ich mir noch einen grossen Traum erfüllen: international erfolgreich zu sein und Pumptrack-Weltmeister zu werden!