Seit drei Jahren setze ich geschäftlich wie privat voll auf Lastenvelos. Ich bin Inhaber der Haltbarmacherei. Wir produzieren Konfitüre und Sirup in Bioqualität. Da ich gerne da lebe, wo ich auch arbeite – und zwar mitten in der Stadt Zürich – ist das Velo für mich das ideale Transport- und Fortbewegungsmittel. Es ist erstens ökologisch und zweitens auch ökonomisch sinnvoll. Da ich nicht gerne pendle und keine vollgestopften Trams mag, bedeutet für mich Velofahren echte Lebensqualität. Geschäftliche und private Fahrten vermischen sich bei mir, da ich meine Lastenvelos auch für den Transport meiner Kinder brauche und damit auch meine Einkäufe erledige. Auf meinem Arbeitsweg liegt übrigens noch mein externes Lager. Von da nehme ich dann gleich noch die benötigten Waren mit in meine Manufaktur, das ist sehr praktisch.
Mit dem Velo unterwegs zu sein, macht mir einfach Spass.
Ich finde, das Velo ist das niederschwelligste Transportmittel überhaupt und bedeutet für mich Mobilität schlechthin. Ich komme effizient von A nach B ohne im Stau zu stehen. Mein Velo steht mir 24 Stunden zur Verfügung. Ich muss mich an keine Fahrpläne halten und verliere so keine kostbare Zeit. Das gefällt mir. Mit dem Velo unterwegs zu sein, macht mir einfach Spass. Ich kann das Velo fast überall parkieren. Ich muss mir nie Gedanken machen, ob ich einen Parkplatz finden werde, selbst während den Stosszeiten nicht. Für mich lohnt es sich eindeutig.
Von Lastenvelos umgeben
Ich fahre das ganze Jahr mit Lastenvelos und liefere so meinen Kunden ihre bestellte Ware. Das Velofahren hat den positiven Nebeneffekt, dass es mich fit hält, da ich mich täglich an der frischen Luft bewege. Ich besitze gleich mehrere Transportvelos. Damit bin ich flexibel und kann mich der Witterung und dem Liefervolumen anpassen. Mit meinem Lastenrad und Anhänger kann ich voll beladen ein Gewicht von 150 Kilogramm transportieren. Das entspricht in Sirup ausgedrückt ungefähr 172 Flaschen.
Je nach Saison und Bestellmenge sitze ich pro Tag zwischen 45 Minuten und 6 Stunden auf dem Sattel meines Lastenrads und spule so zwischen 20 und 50 Kilometern ab. Selbst wenn ich zwei Mal fahren muss, bin ich deutlich schneller als früher mit dem Auto. Ich kann immer direkt bis vors Ladengeschäft meiner Kunden fahren. Das spart einfach Zeit. Wenn ich Leerfahrten mache, kann ich auf dem Lastenvelo, inklusive Anhänger, mehr Kisten transportieren als im Kofferraum eines Kombis Platz hätten. Das beeindruckt mich immer wieder aufs Neue und bestätigt mir, dass ich auf das richtige Transportmittel innerhalb der Zürcher Stadtgrenzen setze.
Ich überlege ständig, wie wir uns als Haltbarmacherei noch optimieren können, nachhaltiges Arbeiten ist mir ein Anliegen. Mit dem Einsatz der Lastenvelos konnte ich etwa 80 Prozent der fossilen Brennstoffe im Betrieb einsparen, das gibt mir ein gutes Gefühl. Mein «Velopark» umfasst mittlerweile zwei normale Lastenvelos, eines davon ist sozusagen das «Firmenvelo» meines Mitarbeiters, dann ein Lastenvelo mit regendichter, abschliessbarer Box, zwei Anhänger – einer mit und einer ohne Alu-Box – hinzu kommen noch zwei «Shaved Ice Bikes».
Eis und Schnee auf Rädern
Auf die Idee mit den Shaved Ice Bikes kam ich, weil ich am Anfang meiner Selbständigkeit oft an Märkten unterwegs war, um meine Konfitüren und Sirups zu verkaufen. Da hatte ich den Einfall, einen Marktstand quasi auf einem Velo aufzubauen. Mit diesem Konstrukt, das bei der Bedienung auch einen ziemlichen Lärm verursacht, konnte ich prima auf mich aufmerksam machen.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich mit dem shaved Ice gleich eine Degustation meiner Produkte anbieten kann. Beim shaved Ice wird das Eis von einem Block ganz fein abgeschabt, es sieht dann aus wie Schnee und wird anschliessend mit einem unserer Bio-Sirups übergossen. So hat man in Kürze ein erfrischendes, aromatisches und erst noch natürliches Wasser-Glacé, ideal für heisse Sommertage. Ich vermiete die Shaved Ice Bikes auch für Anlässe aller Art.
Velo-engagiert
Das Velo ist bei mir Programm, ich versuche einfach alles mit, über und durch das Velo zu bewerkstelligen. Das Velofahren hat für mich auch noch einen wichtigen sozialen Aspekt: Wenn man jemanden trifft, den man kennt, kann man kurz anhalten, reden und so Kontakte pflegen, mit dem Auto ist alles viel unpersönlicher, ich mag aber diese täglichen Begegnungen sehr.
Die Sicherheit der Velofahrer sollte in meinen Augen Priorität haben.
Früher wurde ich oft angesprochen, als ich mit dem Lastenrad unterwegs war. Heute beobachte ich, dass die Lastenvelos allmählich in den Köpfen der Städter angekommen sind und sich gar im Stadtbild etabliert haben. Ich freue mich, dass ich diesen Trend so früh für mich und die Haltbarmacherei entdeckt habe.
Neulich fragte mich ein Bekannter, welcher in der Stadt einen Handwerksbetrieb führt, ob er mal für einen Tag lang mein Lastenvelo ausleihen darf. Er wollte erfahren, ob er sich ebenfalls vorstellen könnte, so unterwegs zu sein. Da helfe ich natürlich gerne aus. Überhaupt bekunden immer mehr Handwerksbetriebe Interesse an Lastenvelos. Das finde ich, ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.
Viel Luft nach oben
Bei all den positiven Aspekten, die das Velofahren für mich und mein Unternehmen mit sich bringt, es gibt noch viel Luft nach oben. Die hohe Aggressivität im Strassenverkehr bereitet mir Sorgen. Ich wünsche mir, dass den Velofahrern mehr Raum gegeben und neuralgische Punkte entschärft werden. Ich fühle mich oftmals sehr unsicher und habe Angst mit meinen Kindern in der Stadt unterwegs zu sein. Ich werde täglich mit gefährlichen Situationen konfrontiert und hatte auch schon ein paar Unfälle. Zwar wurde ich dabei nie ernsthaft verletzt, aber ein Lastenvelo hatte schon mal Totalschaden und ich einen Schock.
Sowas finde ich einfach vollkommen unnötig. Solch brenzlige Situationen könnten durch eine gute Veloinfrastruktur und mit mehr Rücksicht vermieden werden. Die Sicherheit der Velofahrer sollte in meinen Augen Priorität haben. Aus diesem Grund engagiere ich mich für Kidical Mass-Anlässe: Zusammen möchten wir ein Zeichen setzen, dass zukünftig die Strassen in Zürich auch für Kinder sicher werden. Es ist so schön zu sehen, wie die Kinder es während der Kidical Mass geniessen, sich für einmal frei und ohne Angst vor Autos auf städtischen Strassen bewegen zu können.
Meine absolute Wunschvorstellung wäre eh eine autofreie Stadt.