Ein Stückchen Freiheit
Ich erinnere mich noch gut: Ich bin in der Stadt Zürich in einem Quartier mit vielen Strässchen aufgewachsen. Dort bin ich oft mit meinen Freunden mit dem Velo herumgedüst. Das Velo erlaubte uns, Kollegen zu besuchen, die auch etwas weiter weg wohnten. Ich fühlte mich das erste Mal mobil und frei! Es war cool, spontan zu entscheiden, wo man hin möchte.
Später zogen wir nach Küsnacht, wo ich heute noch wohne. Dort hatte ich dann einen längeren Schulweg und so wurde das Velo zum wichtigen Transportmittel. Irgendwann in der Oberstufe kamen dann die ersten Mountainbikes mit den vielen Gängen auf. Mountainbiken wurde dann zu einem Hobby, zu einem Sport den ich gemeinsam mit Freunden ausüben konnte, wir gingen oft gemeinsam in den Wald.
Einmal in den Schulferien machte ich mit vier Kollegen eine Tour de Suisse – von Luzern nach Bern bis nach Yverdon. Das war solch ein tolles Erlebnis, das kann ich jedem empfehlen, das war so unglaublich schön und ich denke heute noch gerne daran zurück.
Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch
Meine Leidenschaft für Velos erlitt einen kleinen Knacks, machte ich doch beruflich kurzfristig einen Abstecher ins Motorradbusiness. Das war eine coole Zeit, mir wurde aber irgendwann bewusst, dass ich langfristig keine Benzinfahrzeuge verkaufen möchte, da ich die Zukunft in der Elektromobilität sehe.
Mich faszinieren Elektrovelos. Ich finde es beeindruckend, mit wie wenig Batterie man eine relativ hohe Reichweite hat. E-Bikes sind sehr zugänglich. Jeder durchschnittliche Bürger kann auf ein E-Bike sitzen und gewinnt so ein Stück Freiheit. Mit einem E-Bike kann man weitere Strecken sowie Hügel überwinden, so wird das E-Bike zu einem ernst zu nehmenden Transportmittel. Man denke nur mal an all die Menschen, die in der Pflege, am Flughafen oder im öffentlichen Verkehr arbeiten und jeweils zu Unzeiten antreten müssen; da bleibt oft nur das E-Bike als valable Alternative zum Auto.
Fast jeder Haushalt in der Schweiz hat ein Velo, je länger je mehr, kommen hier nun Elektrovelos hinzu. Ich sehe hier nur positive Entwicklungen, es braucht nicht viel Platz und keine riesigen Ladestationen.
Zum E-Bike kam ich wie die Jungfrau Maria zum Kind. Ich war an einer Motorrad-Messe und ein Vertreter kam auf mich zu und erklärte, dass er Vertriebspartner in der Schweiz für seine E-Bikes sucht. So kam diese Zusammenarbeit zustande, der Rest ist Geschichte. Mittlerweile bin ich sehr zufrieden mit meiner Berufswahl und der aktuellen Entwicklung.
Elektrovelos sind gut für die Gesundheit
Ich erinnere mich noch gut: Mein erstes E-Bike habe ich einem Kunden persönlich nach Basel ausgeliefert. Unter den Velofahrenden herrscht so eine verbindende Philosophie. Die Velocommunity ist eine friedliche. Ich habe es noch nie erlebt, dass Velofahrende aufeinander losgehen würden.
Früher wurden E-Bikes oder E-Bikefahrende belächelt. Ständig hörte ich den Spruch: «Also ich mag no sälber trampe, das bruuch ich nöd.» Heutzutage ist die Entwicklung eindeutig, das Durchschnittsalter der E-Bikefahrenden sinkt stetig, und das ist gut so.
E-Bikes haben viele Vorteile, nicht zu unterschätzen ist der gesundheitliche Aspekt. Es geht nicht darum, sich täglich komplett zu verausgaben, nein. Es geht darum, konstant und regelmässig zum Beispiel eine halbe Stunde pro Tag Bewegung in seinen Tagesablauf einzubauen. Das kann allenfalls der Arbeitsweg sein. Die Summe dieser kontinuierlichen Workouts hat dann einen nachweislich positiven Effekt auf Herz und Kreislauf.
Für mich ist Velofahren frei, unbeschwert und umweltbewusst. Dieses Umweltbewusstsein bewegt auch viele junge Familien, die in der Stadt wohnen dazu, sich statt eines Autos ein Cargo-Velo anzuschaffen. Zugegeben, mit einem Cargo-Velo kann man vieles bewerkstelligen, aber nicht alles. Vier Kinder zu einem Fussballmatch chauffieren oder einen Tisch bei einem Kollegen abzuholen, gehören nicht dazu. Wocheneinkäufe kann man jedoch problemlos mit einem Elektro-Lastenvelo bewältigen, die anderen Fälle sind doch ohnehin seltener.
Das Elektro-Lastenvelo ist etwas zwischen E-Bike und Auto und ein sehr sinnvolles Verkehrsmittel für die Innenstadt. In einem Radius von 10 bis 15 Kilometern kann man mit einem E-Cargovelo fast alles abdecken.
Aufholpotenzial der Veloinfrastruktur
Velos oder E-Bikes bieten die Möglichkeit, dann zu fahren, wann ich will. Ich kann dort parkieren, wo ich es für gut befinde und wieder zurückfahren, wenn es mir passt. Es ist ultimativ flexibel.
Das Potenzial ist gross. Ich wünsche mir bloss, dass die Veloinfrastruktur in der Schweiz besser wird. Gewisse Städte sind schon sehr fortschrittlich, aber die Stadt Zürich hat noch viel Aufholbedarf. Es herrscht Chaos, zum Beispiel am Bellevue: Trams, Busse, Autos und Velofahrende treffen aufeinander. Diese Knotenpunkte vermiesen vielen Menschen das Velofahren in der Stadt. Wenn Velofahren sicher ist, wird es automatisch attraktiver. Die Städte, Gemeinden und der Kanton sollten enger zusammenarbeiten, damit die Velorouten durchgängig werden. Das sollte zügig in Angriff genommen werden, sodass die Menschen möglichst schnell davon profitieren können.
Dieser Rahmen mit den zwei Rädern ist so simpel und so effektiv und einzigartig zugleich!
Es ist wichtig, dass unsere Kinder sehen, wie wir das Velo nutzen, das erhöht die Chance, dass sie später selbst auch aufs Velo nutzen werden. Wir können viele Dinge positiv beeinflussen. Wir müssen es vorleben, dass es cool ist, ein tolles E-Bike oder ein hypermodernes Cargo-Velo durch die Strassen zu fahren.
In Frankfurt gibt es beispielsweise bereits Velostrassen, die farblich markiert sind, um diese klar abzugrenzen und zu kennzeichnen. Dort gibt es deutlich mehr Velofahrende. Die Frage ist immer, wie der verfügbare Platz unter den Verkehrsteilnehmenden aufgeteilt wird. Für die Veloinfrastruktur braucht es einfach die Politik. Die Politiker und die städtischen Velolobbys sollten eine gemeinsame Vision entwickeln und diese verfolgen.
Das Velo als zeitloses Gebrauchsobjekt
Wenn man mit dem Velo unterwegs ist, ist man automatisch näher an den Elementen. Man nimmt die Umwelt besser und bewusster wahr, man ist nicht in einer Box und es gibt keine Schalldämmung. Passanten auf dem Trottoir können gegrüsst werden, man hört die Vögel zwitschern. Und ein bisschen Regen im Gesicht und Wind in den Haaren kann auch schön sein. Das Gute ist, je öfter man sich der Witterung aussetzt, desto normaler wird es und man empfindet auch weniger schönes Wetter als nicht so schlimm. Beim Velofahren erfahre ich eine gewisse Entschleunigung. Das ist für mich ein Privileg.
Das Velo überstand bisher alle Krisen. Zu keiner Zeit hiess es, dass das Velo verschwinden würde. Dieser Rahmen mit den zwei Rädern ist so simpel und effektiv und einzigartig zugleich. Es gibt noch so Vieles mit dem Velo zu entdecken. Ich möchte die Leute auffordern und motivieren, sich auf diese Entdeckungsreise zu begeben.