Das Velo ist weit mehr als ein Hilfsmittel für Freizeit- und Pendelverkehr. Es leistet in vielen Betrieben oft unbemerkt aber zuverlässig seinen Dienst. Wie zum Beispiel am Flughafen Zürich. Wir haben Ralph Hoogeveen getroffen. Mit dem Velo ist er auf dem Flughafengelände das ganze Jahr über und bei jedem Wetter unterwegs.
Tor 130
In dieser Ecke des Flughafens ist der Werkhof zuhause. Alles ist klar strukturiert, organisiert und mit höchster Präzision gesichert. Vor dem Tor steht mit einem breiten Grinsen unter dem Velohelm Ralph Hoogeveen. Er arbeitet in einem Service-Team, das die Anlagen auf dem Flugfeld wartet und betreut. Das neue Hauptgebäude der Flughafenbetreiberin steht seit 2001 rund 800 Meter entfernt von der Werkhalle, in der sein Team die technischen Wartungen vornimmt. Im Hauptgebäude finden jedoch alle Sitzungen statt – bis zu vier täglich – an denen Hoogeveen teilnimmt.
«Das Flughafengelände ist zwar weitläufig. Aber es hat den Vorteil, dass es keine Steigungen gibt, geradezu ideal fürs Velo», betont Hoogeveen. «Von Anfang an habe ich mein 3-Gang-Dienstvelo der Marke Aarios für die Wege genutzt. Einen Elektromotor braucht es in dieser Ebene nicht. Da müsste man sich immer wieder ums Aufladen kümmern. So ist mein Velo stets einsatzbereit. Und irgendwann dachte ich, wenn ich eh den Weg mehrfach täglich fahre, kann ich auch noch die Post mitnehmen. Deshalb die wetterfeste Box vorne drauf.»
Eigentlich spielt das Wetter gar keine Rolle.
Helmtragen ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, selbst im durchstrukturierten Flughafenverkehr. Und das Wetter? «Eigentlich spielt das Wetter gar keine Rolle. Denn erstens regnet es in der Schweiz selten den ganzen Tag durch und zweitens lässt es sich mit wenig zusätzlicher Bekleidung gut aushalten. Zudem haben wir am und um den Flughafen das Glück, dass der Winterdienst hervorragend organisiert ist und die Wege schnell vom Schnee befreit. Also verliert auch der Winter seinen Schrecken für uns Velonutzer.»
Das Angenehme mit Nützlichem verbinden
Abschliessen muss Ralph Hoogeveen sein Velo nie. Auf dem Flughafengelände traut sich niemand, das auffällig gelbe Dienstvelo zu entwenden. Manchmal nutzt er sein Velo auch in der Mittagspause. Dann fährt er den gut ausgebauten Radweg dem Flughafen entlang beispielsweise zum Imbiss am Heliport. Dort, ausserhalb des Zauns, gibt es nicht nur leckere Burger aus dem umgebauten russischen Helikopter, sondern er kann auch gleich noch den Schaltkasten kontrollieren. «Früher sind wir zur Kontrolle nachts mit dem Velo zu den einzelnen Leuchtfeuern der Piste entlang geradelt. Der Vorteil war, dass man mit dem Velo schneller auf- und absteigt als mit dem Auto ein- und aussteigt. Doch die technischen Anforderungen vor Ort haben schliesslich das Auto für diesen Job unentbehrlich gemacht.»
Velos kommen nicht nur für Dienstwege zu Sitzungen am Flughafen zum Einsatz. Sie gehören den einzelnen Abteilungen und werden hauptsächlich im Bereich Instandhaltung und Wartung eingesetzt. Ausserdem sind sie in den riesigen, unterirdischen Gepäcksortieranlagen unentbehrlich, um alle Bereiche schnell erreichen zu können. Wie viele Velos es sind, hat noch keiner genau gezählt. Mehrere Dutzend sind es aber auf jeden Fall.
Selbstverständlich nutzen viele Flughafen-Mitarbeitende das Velo auch, um zur Arbeit zu kommen. Vor allem jene, die in der Nacht arbeiten und keine ÖV-Verbindungen haben.
«Ob das Velofahren meiner Gesundheit dient? Auf jeden Fall merke ich, wenn ich in der Freizeit auf mein e-Bike steige, dass ich körperlich fit bin. Also gibts da sicher einen positiven Nebeneffekt.» Ralph Hoogeveen schaut auf die Uhr: «11 Uhr, die nächste Sitzung ruft», sagt es, schwingt sich in den Sattel und entschwindet Richtung Hauptgebäude.