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Bike To Work – Mit dem Velo zur Arbeit

Beitrag von Hannes Munzinger

Velofahren zur Arbeit macht richtig Freude. Man kommt entspannter an, ist wacher und leistungsfähiger. Staus und überfüllter ÖV interessieren kaum mehr. An frischer Luft keimen gute Ideen mit Leichtigkeit. Und Ärger auf der Arbeit wird auf dem Heimweg einfach wegpedaliert. Die Aktion Bike To Work motiviert seit über 15 Jahren Firmen, ihre Mitarbeitenden in vierköpfigen Teams mitradeln zu lassen. Die fleissigsten Teams oder Einzelpersonen können Preise gewinnen.

Morgen fahr’ ich mit dem Velo zur Arbeit! …

… ist einfacher gesagt als getan. Deshalb haben wir ein paar Tipps und Tricks für Sie zusammen getragen.

Tipp 1: Velo-Ausstattung

Grundsätzlich sollte das Velo strassentauglich sein. Zwingend dafür sind in der Schweiz folgende Ausstattungsmerkmale:

  • gepumpte Reifen mit guter Gummierung, also nicht durchgescheuert oder spröde
  • zwei taugliche Bremsen (für eine Person inkl. Gepäck)
  • Reflektoren, vorne weiss, hinten rot
  • Gelbe Reflektoren an Pedalen (ausgenommen Klickpedale)
  • Licht bei Dämmerung, nachts und in Tunnels: vorne weiss, hinten rot

Die Klingel und sogar der Sattel sind seit 2017 nicht mehr obligatorisch. Dennoch ist das Zurufen bei Gefahr nicht jedermanns Sache. Aus mehrjähriger Velopendlererfahrung empfehlen wir folgende Gadgets:

  • die Veloglocke
  • ein zur Sitzposition passender, bequemer Sattel
  • zusätzliche Reflektoren
  • Nabendynamo und gutes, blendfreies Velolicht
  • für Langstrecken eine Sattelstützenfederung, z.B. eine Parallelogramm-Sattelstütze
  • Gepäckträger, Schutzbleche, gegebenenfalls Kettenschutz
  • Rückspiegel für den dichten Stadtverkehr

Tipp 2: Kleider oder Velodress?

Stellen Sie sich vor, Sie müssten sich vor und nach jeder Auto- oder Zugfahrt komplett umziehen und duschen. Für manche ist die Lebenszeit zum Dauerduschen zu schade. Demnach wäre die richtige Frage: wie vermeide ich übermässiges Schwitzen?

Bei uns sieht man kontinuierlich mehr Velofahrende in Alltagskleidern. In traditionellen Velonationen ist das schon längst Standard. Man fährt etwas moderater und entspannter, dafür in Alltagsklamotten statt im Sportdress und am Tempolimit. Was zur Kleiderausstattung fürs Velofahren passt sind:

  • eine atmungsaktive, regenfeste Windjacke
  • Funktionsshirts für unten drunter. So bleibt man selbst nach einer „Mist-ich-hab-verschlafen“-Fahrt schön trocken
  • zur Witterung passende Velohandschuhe, am besten mit Reflektoren am Handrücken
  • wetterfestes Schuhwerk für Regentage
  • eine Regenhose zum Überziehen

Persönlich empfohlen sind zudem:

  • eine selbsttönende Velobrille, die sowohl nachts als auch bei Sonnenschein funktioniert
  • Saisongerechte Schlauchhalstücher, dünn z.B. gegen das Einatmen von Insekten an manchen Gewässern entlang oder dick gepolstert gegen die Kälte
  • Saisongerechte Unterhelmmützen zum Schutz vor Windgeräuschen, Insekten, Sonneneinstrahlung oder vor Kälte

Arbeitsmaterial, Znüni, Ersatzkleider und Regenschutz möchten gerne mit. Eine wasserdichte Velotasche am Gepäckträger oder im Velochörbli ist grundsätzlich die bessere Alltagslösung als ein Rucksack. Denn Rucksäcke behindern die Luftzirkulation an Schultern oder Rücken, weshalb man schneller schwitzt. Dennoch sind leichte Rucksäcke oder Umhängetaschen fürs Velofahren durchaus tauglich.

Hier finden Sie eine kleine Packanleitung für ihre Kleider:
Zusammengehöriges legt man ineinander, bevor man es faltet.
Gefaltet wird alles eng und möglichst knitterfrei eingerollt.
Stulpen eignen sich beispielsweise, um die Rolle zu fixieren.
Auch Ersatzhosen werden zuerst gefaltet und ...
gut gerollt fixiert. Hier hilft beispielsweise ein Schlauchschal.
So passt alles gut in die Velotasche ...
und ist wasserfest bereit für den Gepäckträger. Gute Fahrt!

Tipp 3: Fahrradfreundliche Route

Setzen Sie sich im Vorfeld mit den möglichen Routen auseinander. Morgens sollte die Route möglichst einfach und direkt sein. Abends darf auch mal ein Umweg für Spass, Genuss oder auch Training eingebaut werden – morgens zum Wach werden, abends zum Abschalten. Gute Routen findet man am einfachsten auf entsprechenden Karten-Apps oder im Browser.

Velo-Apps auf einem Smartphone
Eine unvollständige Auswahl von Velo-Apps: Strava, Komoot, bike to work, Velo-Mittwoch, Bike Citizens, Swisstopo, SchweizMobil und Google-Maps.

Tipp 4: Fahrpraxis oder die Kunst zu bremsen

Unvergleichlich sinnvoll ist wohl, abruptes Bremsen zu üben. Nehmen Sie sich die Zeit und lernen Sie die Kraft Ihrer Bremsen auf verschiedenen Untergründen kennen. Tasten Sie sich langsam an eine Vollbremsung heran. Achten Sie dabei auf eine gute Mischung zwischen Bremsung und Balance zu halten. Blockieren die Räder, rutscht man je nach Untergrund schneller weg. Vor allem mit Scheibenbremsen lohnt es sich, zu üben, bei wie viel Bremsdruck die Räder zwar stark bremsen, aber nicht blockieren.

Tipp 5: Fittnesstraining

Velofahren verbrennt Fett, kein Benzin. Und das ist gut so. Mit Freunden oder Familie den Feierabend geniessen, statt im Fitnessstudio Maschinen zu drücken, spart nicht nur Zeit sondern auch Geld. Bereits moderates Radeln mehrmals die Woche hat positive Effekte auf Herz und Kreislauf. Die sanfte, gleichmässige Bewegung beim Pedalieren schont zudem die Gelenke. Zufriedener macht es nachweislich auch.

Tipp 6: Motivation finden

Aller Anfang ist schwer, wenn man sich’s schwer macht! Geniessen Sie die Leichtigkeit des Seins. Eine Teilstrecke zum nächsten oder übernächsten Bahnhof radeln, dafür regelmässig, ist besser als gar nichts. Oder pedalieren Sie am einen Tag hin und erst am nächsten Tag zurück. Einfach aufsteigen und los. Mit diesen Tricks geht es noch leichter:

  • Teilen Sie ihre gefahrenen Kilometer mit Freunden, zum Beispiel über Strava.
  • Machen Sie mit bei Bike To Work. Messen Sie sich in ihrer Gruppe.
  • Stellen Sie ein Velokässeli auf und legen Sie das gesparte Benzingeld hinein, um sich damit später etwas Gutes zu tun.

Tipp 7: Hügelige Topografie

Spielt Ihnen die Topografie einen Streich? Vielleicht kennen Sie jemanden, der Ihnen für ein paar Tage sein e-Velo ausleiht? Der miesepetrige Hügel dazwischen verblasst damit zu einem breiten Grinsen. Und lassen Sie sich die Freude nicht verderben mit dem so oft gehörten Satz, «Elektrovelo fahren ist ja gar kein richtiges Velofahren». Was macht das aus einer e-Zahnbürste? Ist das auch kein richtiges Zähneputzen?

Gute Fahrt Ihnen allen! Haben Sie eine gute Zeit auf dem Velo.

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