Gastbeitrag Transportvelos II – velotext.ch
Für die Kindermitnahme mit dem Velo kommen Kindersitz, Veloanhänger, Nachlaufteile oder Transportvelos in Frage. Zur fachlichen Unterstützung treffen wir Dave Durner, der vor noch nicht allzu langer Zeit seine Erfahrungen mit Kinder befördern per Velo machte. Für Durner ist das Velo nicht nur ein ideales Fortbewegungsmittel, sondern auch beruflicher Alltag. Denn er war bis im Frühling 2020 Geschäftsführer von Pro Velo Kanton Zürich. Inzwischen widmet er sich in der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich der Sicherheit von Velofahrenden. Privat ist er Vater von zwei Kindern. Weshalb wir ihn baten, seine Erfahrungen mit uns zu teilen.
Naheliegend. Der Kindersitz
Fast jedes Velo kann mit einem Kindersitz ausgerüstet werden, ohne dass seine Wendigkeit verloren geht. Allerdings ist Durner kein Freund von Kindersitzen. «Ich habe nie einen gebraucht, da Kindersitze mit montierten Gepäcktaschen nicht funktionieren. Normalerweise habe ich immer Gepäcktaschen dabei. Zusätzlich finde ich Kindersitze eher unsicher. Bei einem Sturz kracht das Kind von relativ weit oben zu Boden.» Dank wachsender Zahl guter Alternativen nimmt die Nachfrage nach Kindersitzen ab. Jedenfalls sollte am Velo mit Kindersitz wenigstens ein Zweibein-Veloständer verbaut sein, womit das Be- und Entladen sicherer wird. Personen ab 16 Jahren dürfen Kleinkinder auf dem Velo mitführen. Dabei ist der Kontakt zum kleinen Passagier gegeben und verbale Kommunikation möglich. Ein guter Kindersitz besitzt ein TÜV-Siegel und erlaubt vielseitige Anpassungsmöglichkeiten für Gurten, Fussraster und Rückenlehne. Für den Kauf und die sichere Montage eines Kindersitzes lohnt sich der Gang zum Velofachhändler.
Das Velo mit Anhänger als Autoersatz
Kinderanhänger sind für Durner die sicherste Methode für den Kindertransport: «Ich bin ein grosser Fan von Kinderanhängern. Ich hab mit meiner Familie alles mit dem Kinderanhänger gemacht. Ob für kurze Ausflüge ins Gemeinschaftszentrum, fürs Einkaufen oder für Urlaubsreisen, der Anhänger war immer sehr praktisch. Er hat reichlich Platz für zwei Kids plus noch allerlei Einkäufe oder Gepäck. Und am Velo hat man immer noch Platz für Satteltaschen.»
Es gibt multifunktionale Kinderanhänger. Einerseits kann man sie ans Velo koppeln, andererseits dienen sie als Kinderwagen oder können beim Joggen oder Langlaufen mitgeschoben werden. Kinderanhänger sind sicherer als Kindersitze. Bei einem Sturz kippt zwar das Velo. Der Anhänger bleibt in der Regel jedoch stabil. Zudem können fast doppelt so alte Kinder wie im Kindersitz mitgeführt werden. Abschliessend sei noch die Möglichkeit für zusätzliches Gepäck und – nicht zu vergessen – der vorhandene Wetterschutz erwähnt.
Gut erhaltene Kinderanhänger sind als Occasion erhältlich. Modelle von Qualität sind leicht und zu einem kompakten Mass faltbar und verfügen über Sicherheitslösungen, wie 5-Punkt-Gurte, Verstärkungen, etc. Für ein gefedertes Premium-Modell muss man im Handel schnell mit über tausend Franken rechnen. Hingegen überstehen diese gut und gerne mehrere Kindergenerationen. Nebenbei dankt der Nachwuchs das gefederte Schweben auf Wolken mit einem Nickerchen während der Fahrt.
Kinderfahrrad-Zugsysteme
Als Zwischenlösung für Kinder, die bereits aus dem Kindersitz- oder Anhänger-Alter entwachsen sind, bieten sich verschiedene Zugsysteme, wie Trailerbikes oder Tandemkupplungen an. Dave Durner erzählt uns von seinen Erfahrungen mit Zugsystemen: «Das Follow-Me habe ich eine Zeit lang gebraucht. Allerdings nutze ich es nicht im Alltag, sondern vorwiegend für Velotouren, Ausflüge und in den Ferien. Für den Alltag dünkt mich so ein System eher unpraktisch.»
Der Trend zum Lastenvelo
Die meisten Transportvelos lassen sich mit Sitzen, Gurten und Regendächern als Kinder-Shuttle ausrüsten und bilden so eine gute Alternative zum Anhänger. Der e-Bike-Boom hat den fast in Vergessenheit geratenen Lastenvelos bei uns wieder zum Durchbruch verholfen.
Durner ist von den Velos mit Stauraum überzeugt. «Lastenvelos kamen leider erst richtig auf, als meine Kids schon selber Velofahren konnten. Heute wäre ein gutes Cargobike ganz bestimmt zuoberst auf meiner Wunschliste, wenn ich kleine Kinder hätte.»
Auch für Lastenvelos gilt: Machen sie vor dem Kauf unbedingt eine Probefahrt. Nur so sind Sie vor Überraschungen gefeit und können beispielsweise noch Änderungen an der Ausstattung anbringen. Vertiefende Information entnehmen Sie gerne unserer Übersicht zu Lastenvelos aus dem ersten Artikel dieser Reihe.
Anhänger versus Transportvelo
Pro Lastenvelo
- Die Kinder und/oder der Einkauf sind bei Transportvelos mit vorderer Ladefläche stets im Blickfeld.
- Die Gesamtlänge eines Velos mit Anhänger übertrifft die Länge eines Transportvelos deutlich.
- Lastenvelos sind von Grund auf für schwere Zuladung ausgelegt.
Kontra Lastenvelo
- Auch wenn teilweise gerechtfertigt, sind die Anschaffungskosten vor allem für Cargovelos mit Elektrounterstützung recht hoch. Aber sparen Sie besser ein paar Monate länger, als über ein Billigteil zu stolpern. Gute Komponenten dienen der Sicherheit.
Pro Veloanhänger
- Viele Veloanhänger-Modelle lassen sich einfach zusammenklappen und somit sehr platzsparend verstauen.
- Der Veloanhänger ist deutlich günstiger, als ein Transportvelo.
Kontra Veloanhänger
- Die Bremsen des Zugvelos müssen für das Mehrgewicht des Anhängers ausgelegt sein. Nicht so toll, wenn der Anhänger schneller als das Zugvelo ist.
- Aus dem Hochstand des SUV-Fahrers ist ein niedriger Anhänger kaum noch sichtbar. Ohne Sicherheitswimpel am Anhänger sollte man deshalb nicht auf die Strasse!
Glücklicherweise gibt es viele Varianten um Kinder, Haustiere und/oder Waren zu transportiert. Wir sind sicher, dass die Vielfalt im wachsenden Markt auch für Sie das perfekte «Gespann» bereit hält. Doch bevor Sie entscheiden, testen Sie verschiedene Möglichkeiten aus. Erfahren Sie und erleben Sie, was für Sie am besten passt. Informieren Sie sich beim Händler oder beim netten Nachbarn. Oder fragen Sie uns auf Facebook oder Instagram.