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Kathrin Näf und Markus Gwerder teilen eine Velo-Leidenschaft

Die Veloleidenschaft von Kathrin und Markus zeigt, wie eng Abenteuerlust und ein aktives Leben verbunden sind.

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Zwei Herzen auf zwei Zweirädern

Mir gegenüber sitzen Kathrin Näf und Markus Gwerder an ihrem Wohnzimmertisch. Dieses Paar sprüht nur so vor erlebten Geschichten. Durch ihre Abenteuerlust und ihr aktives Leben sind die beiden eng verbunden. Kathrin und Markus leben in Wald und lieben beide das Velo. Dieses zweirädrige Gefährt hat es ihnen angetan und liegt in ihrer DNA.

Wüsste man es nicht besser, würde man behaupten in Ihren Adern fliesse Kettenöl. Denn beide kämpfen leidenschaftlich für die Renaissance des Velos, mit Zuversicht erfüllt, dass schon alles gut kommt. Das Velo ist bei den beiden omnipräsent. «Velo» wird in aller Konsequenz durchgezogen, sogar bis zur E-Mail-Adresse. Diese hat die Domain mdv, was so viel bedeutet wie mit dem Velo. Das Motto der beiden lautet: «Auf Entdeckung gehen, Horizont erweitern und Abenteuer erleben» und diese kommen auf Ihren Veloreisen durch alle Herrenländer nicht zu kurz.

Mit dem Velo zur Arbeit – das geht!

Kathrin erklärt: «Velofahren beginnt im Kopf, man muss den Schalter umlegen.» So hat sie das vor vielen Jahren getan und konsequent durchgezogen. Sie war in vielerlei Hinsicht eine Pionierin. Sie arbeitete bei verschiedenen Gemeinden. Damals fuhr Kathrin regelmässig mit dem Rennvelo nach Wallisellen zur Arbeit. Nach etwa einem Jahr gab es auf einmal eine Dusche im Gemeindehaus. Nachahmer gab es deswegen aber trotzdem noch keine.

Kathrin versuchte stets, den Veloalltag zu optimieren und zu verbessern. Auch wenn es mal unbequem ist und der Gegenwind ins Gesicht bläst. Markus fuhr auch mindestens 50-mal im Jahr mit dem Rennvelo nach Oerlikon zur Arbeit. Markus gibt den Rat: «Man muss den Autoschlüssel einfach nicht neben die Haustüre hängen, dann tritt das Velo automatisch ins Bewusstsein und kommt bei der Wahl des Transportmittels eher zum Zug. Man kann auch mit dem Velo ins Baucenter zum Einkaufen fahren. Meist braucht man nur ein paar Schrauben und nicht gleich ein grosses Möbel. Man muss einfach umdenken, dann geht vieles mit dem Velo.»

Das Velo im Alltag

Für Kathrin ist klar: Das Velo ist für Sie ein gutes, oberpraktisches Fortbewegungs- und nützliches Hilfsmittel zum Einkaufen. Sie möchte es auf keinen Fall missen. Kathrin hat einen guten Trick entwickelt, damit ihr die Autos jeweils beim Überholen nicht zu nahekommen. Der Einkaufskorb am Velo ist einfach strassenseitig montiert. So schafft sie automatisch einen Sicherheitsabstand zwischen sich und den anderen Fahrzeugen. Markus stimmt mit ein: Das Velo ist das ökologischste Fahrzeug überhaupt, man kommt mit Muskelkraft schnell sehr weit. Es verbraucht kaum Ressourcen, und lässt sich mit etwas Geschick sogar selbst reparieren. Ein gut gewartetes Velo hält fast ewig.

Die beiden sind sich einig, wenn man das Velo in seinen Alltag integriert, entwickeln sich ständig neue Ideen, wie etwas noch besser mit dem Velo bewerkstelligt werden könnte. Es weckt die Kreativität und meist findet man einen Weg.

Velo damals und heute

So selbstverständlich wie das Velo für beide heute ist, so speziell und ein Privileg war es in ihrer Kindheit. Kathrin wuchs mit fünf Geschwistern auf einem Bauernhof am Berg auf. Alle sechs Kinder lernten mit einem Velosolex, bei dem man den Motor entfernt hatte, das Velofahren. Kathrin erinnert sich noch, dass sie freihändig Velofahren konnte, Die anderen Kinder, hauptsächlich die Jungs riefen, sie solle nicht so bluffen, das gehöre sich für ein Mädchen nicht! Doch Kathrin liess sich nicht beirren und ging ihren eigenen Weg.

Auch in Markus’ Kindheit war das Velo etwas Besonderes: Das Velofahren lernte er mit dem englischen Damenvelo seiner Grossmutter. Als wäre es gestern gewesen, erinnert er sich an die Wäscheklammern, mit denen sie Jasskarten an die Radstrebe klemmten. Damit erzeugten die Speichen eine Art Motorengeräusch. So spielten sie, als würden sie Motocross fahren.

Engagement fürs Velo

Markus und Kathrin sind auch politisch unterwegs und Mitglied der Grünen Partei. Mit Gleichgesinnten reichten sie eine Initiative für den Bau eines Pumptrack und Skateparks ein. Das Projekt wurde von den Stimmbürgern bewilligt und müsste nur noch umgesetzt werden. Mit einer Petition erwirkten Sie ein Konzept für sichere Alltags-Velowege im Dorf. So können die Kinder auf sicheren Wegen selbstständig Velo fahren, um beispielsweise den Pumptrack zu erreichen. Auch auf Bundesebene gibt es neu ein Veloweggesetz, das jetzt auf Kantons- und Gemeindeebene konsequent umgesetzt werden muss.

Das Bedürfnis nach einem Mountainbike-Netz ist gross – nach nur einem Jahr zählt der Verein bereits mehr als 100 Mitglieder.

Nebst dem Pumptrack-Projekt beschäftigt sich Markus auch noch mit einer anderen Passion. Er ist leidenschaftlicher Mountainbiker und setzt sich mit ZO-Biketrails dafür ein, dass im Zürcher Oberland Mountainbiketrails gebaut werden können. Im Verein ist Markus Gründungs- und Vorstandsmitglied. Er leistet Aufklärungsarbeit, holt die betroffenen Interessengruppen, wie Jäger, Förster, Bauern, Waldbesitzer und Gemeinden an einen Tisch und versucht, allfällige Konflikte schon gar nicht erst entstehen zu lassen. Ziel ist eine friedliche Koexistenz von Wanderern und Mountainbikern. Man will ein attraktives Mountainbike-Netz schaffen, bei dem man gleich vor der Haustür losradeln kann. Das Bedürfnis ist gross, denn der Verein zählt nach zwei Jahren bereits über 100 Mitglieder.

Veloaktiv auch in der Pension

Mittlerweile sind die beiden «Velomenschen» pensioniert, aber weiterhin aktiv wie nur wenige in ihrem Alter. Kathrin sagt, es braucht Bewegung, dass mir die Gelenke nicht schmerzen. Ein inniger Wunsch von ihr ist es, möglichst lange, auch mit über 80ig Jahren, noch Velofahren zu können.  Ein grosses Plus ist dabei das Elektrovelo. So ist es viel länger möglich, Velo zu fahren. Als ausgebildete Velo- und MTB-Tourenleiterin bei Pro Senectute leitet sie regelmässig mehrstündige Velotouren. Sie freut sich mit den Teilnehmenden, wenn diese die Ausfahrten mit dem E-Bikes geniessen. Enorm wichtig ist auch der soziale Aspekt auf den Touren beim Kaffeehalt!

Reisen mit dem Velo

Nebst alltäglichen Velofahrten, wie Einkaufen, Entsorgen, jemanden im Spital besuchen, die Grosskinder abholen etc. sind Kathrin und Markus auch in den Ferien mit ihren Tourenrädern unterwegs. Sie haben zwar noch einen Camping-Bus. Dieser steht jedoch meist in der Garage, da sie viel lieber aktiv sind und das Reisen auch spüren wollen. Einmal radelten Sie von Hamburg ans Nordkap und von da wieder hinunter nach Warschau. All diese Reisen werden mit vielen Bildern dokumentiert und in liebevoll gestalteten Fotoalben wie ein Schatz gehütet. Kathrin ist auch eine begnadete Zeichnerin und so werden diese Fotoalben stets auch von Handskizzen und eindrucksvollen Zeichnungen aufgelockert. So sind über die Jahre einige Fotobände zusammengekommen und es werden bestimmt noch mehr.

Allerdings irritiert die beiden zuweilen auf Reisen, dass die Veloplätze in den Zügen parallel zum Velo-Boom der letzten Jahre eher ab-, statt zugenommen haben. Die Zugskompositionen würden dies nicht mehr zulassen, heisst es.

Mit dem Velo Europa «erfahren»

Markus und Kathrin sind in verschiedenen Etappen schon von Griechenland bis zum Nordkap und vom Schwarzen Meer bis an den Atlantik gefahren, ihre jüngste Reise führte sie vom Ursprung der Rhone bis zur Mündung. Sie fuhren von zu Hause über Andermatt das Wallis abwärts bis nach Genf und dann weiter dem Fluss folgend bis in die Camargue. Allerdings machte Ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung und sie mussten die Reise etappieren, erst bis Genf und ab da später weiter der Rhone entlang bis in die Camargue.

Kathrin gibt zu: «Mit dem Älterwerden fahren wir nicht mehr so viele Höhenmeter wie früher. Zelt, Kocher und neuerdings ein Stuhl sind immer dabei. Doch übernachtet wird oft im Freien.» Sofern die Gesundheit es zulässt, werden Kathrin und Markus noch viele schöne Momente im Velosattel erleben, ganz getreu ihrem am Anfang erwähnten Motto: «Auf Entdeckung gehen, Horizont erweitern und Abenteuer erleben.»

Ausblick

Ihre nächste Reise führt sie allerdings ans andere Ende der Welt, nach Neuseeland. Ein nicht gerade ökologischer Ausreisser, wie Kathrin bemerkt. Aber es ist ein Land, das sie schon lange kennenlernen und erkunden möchten. Und jetzt lässt es sich bestens mit einem Besuch von Kathrins Enkelin verbinden, die dort zurzeit einen Sprachaufenthalt macht. Und so liegt es nahe, dass die beiden irgendwo in Neuseeland Velos mieten und damit in ihr nächstes Velo-Abenteuer starten.

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