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Grundlegende Fakten zum Elektrovelo bis 45 km/h

Beitrag von Hannes Munzinger

Lautlos, 45 km/h schnell und permanent in Eile, titelte eine Tageszeitung ins Sommerloch über schnelle e-Bikes. Zur Zeit hat das schnelle e-Velo in der öffentlichen Wahrnehmung einen schweren Stand. Viel zu oft wird von rasenden e-Bikern gesprochen. Aus Sicht der Veloförderung verbergen sich jedoch im schnellen e-Bike grosse Chancen für die Zukunft. Diese gilt es hier, möglichst neutral und sachlich zu beleuchten.

Pedelec, S-Pedelec, e-Bike – wovon wir reden

Beschrieben wird hier das Elektrovelo vom Typ “Pedelec”. Das Akronym für „Pedal Electric Cycle“ steht somit nicht für orthopädisches Schuhwerk. Das Pedelec ist ein hybrid betriebenes Fahrrad, womit der Fahrer vom Elektromotor nur dann unterstützt wird, wenn er selbst in die Pedale tritt. Man liest und spricht öfter vom e-Bike, da dieser Oberbegriff für Pedelec und e-Motorrad griffiger klingt und sich umgangssprachlich bereits durchgesetzt hat.

Doch bleiben wir einen Moment beim fachlich Korrekten. Das Pedelec unterstützt bis 25 km/h. Bei höheren Geschwindigkeiten schaltet sich die Unterstützung aus und das höhere Gewicht des Pedelecs wird deutlich spürbar. Genau da kommt der 45er, das Speed-Pedelec oder kurz S-Pedelec (oder noch kürzer sPed) zum Zug. Diese Kategorie unterstützt bis 45 km/h, was richtig schnell ist. Deshalb dürfen diese e-Velos nur mit Euronorm EN1078 zertifiziertem Velohelm und gültigem Fahrausweis gefahren werden.

Die Chancen des S-Pedelecs

Aus Sicht der Veloförderung birgt das S-Pedelec gute Perspektiven vor allem für Pendler mit längeren Arbeitswegen von etwa 20 bis 30 km. Dank höheren Geschwindigkeiten, vor allem auf übersichtlichen Streckenabschnitten, fährt man mit einem S-Pedelec relativ komfortabel und flüssig zur Arbeit. Je nach städtischem oder ländlichem Gebiet erreichen S-Peds durchschnittliche Geschwindigkeiten zwischen 25 und 35 km/h.

Mit den meisten S-Pedelecs ist die Fahrt mit vollen 45 km/h eher etwas für den Sportdress als die Alltagskleidung, also vergleichbar mit einem Rennvelo. Lediglich e-Bikes mit Hecknabenmotor beschleunigen mit Leichtigkeit und im Nuh auf die vollen 45 km/h.

Man kann zwar 45 km/h, aber – man muss doch nicht!?

In der Schweiz werden Pedelecs den Velos gleichgestellt. Pedelecs und gar S-Pedelecs müssen signalisierte Velo-Infrastruktur nutzen. Denn Fahrerinnen und Fahrer von S-Pedelecs zählen ebenso zu den schwächsten Teilnehmern im Verkehr, wie Velofahrende und Zufussgehende.

Rücksichtsvoll und stressfrei funktioniert besser

Wo sich viele Velos bewegen, wird man mit entfesselter Fahrweise zum Störenfried. Mit angepasster Geschwindigkeit auf dem Veloweg ist deutlich schneller und stressfreier, als wenn man sich mit dem S-Pedelec in die Kollonnen der Autos einreihen müsste, um die 45 km/h voll auszuleben. Es ist doch ein grossartiges Privileg, mit einem derart schnellen Fahrzeug die geschützte Velo-Infrastruktur benutzen zu dürfen. Man kann zwar 45 km/h, aber – man muss doch nicht!? Rücksichtsvoll mit dem schnellen e-Bike unterwegs bedeutet

  • situativ angepasstes Tempo
  • mit dem Veloverkehr im Fluss bleiben
  • stets mit reduzierter Geschwindigkeit und mit Abstand überholen oder vorbei fahren

Aus einem Posting des Autors: «Etliche freundlich lächelnde Fussgänger gekreuzt. Lächelnd nicht nur des sonnigen Wetters wegen: Rücksichtsvolles Fahren mit einem freundlichem Grüezi kommt so gut an und ist so einfach.»

Der Gesundheitsaspekt

Entgegen langläufiger Meinung erfordert das Fahren eines Pedelecs körperliche Leistung, auch wenn man dabei weniger ins Schwitzen kommt. Velofahren im Alltag mit oder ohne „e“ fördert die Gesundheit und wirkt ganz nebenbei gegen Bewegungsmangel. Das e-Velo erlaubt trotz selten flacher Topographie freudvolles und entspanntes Velofahren – auch in Alltagskleidung statt im Velodress.

Gute Fahrt Ihnen allen, ganz egal, womit Sie radeln.

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