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Das Elektrovelo als nachhaltiger Begleiter im Alltag

Ein Beitrag von Hannes Munzinger

In den letzten Jahren hat das Elektrovelo, Pedelec oder auch e-Bike stets an Beliebtheit gewonnen. Kein anderes Verkehrsmittel fährt mit der gleichen Menge Strom so weit wie das Elektrovelo, denn rund 20 bis 30% vom Vortrieb erstrampeln die Beine. Damit kann das Elektrovelo unter richtigen Voraussetzungen einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende** leisten.

Unser «Alltagsvelo» an der Cycle Week

An der Cycle Week 2023 zeigten wir ein Elektrovelo als Alltagsvelo. Die Leihgabe eines Protagonisten zeigt eine wertiges, alltagstaugliches Modell. Alle verwendeten Komponenten sind darauf ausgelegt, dass sie auch widrigen Wetterbedingungen standhalten. Nicht die Leichtbauweise, sondern die Langlebigkeit steht im Vordergrund.

Welche Eigenschaften ein gutes Alltagsvelo ausmachen, zeigt die folgende Aufstellung:

Das Leihvelo am Stand der kantonalen Veloförderung
  1. Licht mit zuschaltbarem Fernlicht für eine sichere Fahrt mit höheren Geschwindigkeiten, dank besserer Ausleuchtung
  2. Rücklicht mit Bremslicht für mehr Sicherheit
  3. Grosser Gepäckträger hinten und bei diesem gar vorne
  4. Ergonomischer Sattel mit rückenschonender Sattelstützenfederung
  5. Ergonomische Griffe und Lenker
  6. Der Rückspiegel, kaum Masse, viel Klasse (ersetzt nicht den Schulterblick)
  7. Rahmenschloss mit Einsteckkette
  8. Optionaler Diebstahlschutz mit Smartlocksystem per App
  9. 750 Wattstunden Akku, ein Mal laden und sicher durch den Tag
  10. Stabiler Rahmen mit komfortabel niedrigerem Einstieg
  11. Langlebiger Zahnriemen und stufenlose, wartungsfreie Schaltung
  12. Tief gezogene Schutzbleche und ggf. Schmutzlappen für saubere Schuhe

Welche Vorteile bietet das Elektrovelo?

Das Elektrovelo stellt eine ökologische und gesunde Alternative zum Autofahren dar. Durch den Elektromotor ist das Velofahren auch für weniger trainierte Personen einfacher. Damit ist es eine Option für einen viel grösseren Teil der Bevölkerung. Selbst längere Wege oder topographische Herausforderungen dürften damit tagtäglich gemeistert werden. Zudem ist das e-Velo, wie sein rein mechanischer Vorläufer, ein platzsparendes Wundertalent.

Zwei Velofahrerinnen warten eingekesselt von Autos auf Grün.
Alltagssituation heute: Zwei Velofahrerinnen wartend am Rotlicht.

Mittlerweile gibt es eine grosse Auswahl an e-Velos für jeden Einsatzzweck, wie zum Beispiel Trekking-, City- oder Lasten-e-Bikes. So kann das Elektrovelo auch für den täglichen Einkauf oder den Transport von Kindern genutzt werden.

Ein weiterer Vorteil: Das Elektrovelo schont das Portemonnaie. Zwar sind die Anschaffungskosten merklich höher als bei einem herkömmlichen Velo. Dennoch sind die laufenden Betriebskosten mit dem Stromverbrauch, dem Ersatz von Verschleissteilen und mindestens einem jährlichen Service deutlich geringer, als bei einem fossil betriebenen Fahrzeug.

Das Speed-Pedelec als potenter Autoersatz

Von der Geschwindigkeit her kann das Speed-Pedelec auf üblichen Pendlerstrecken bis etwa 20 km mit dem Auto durchaus mithalten. Mit dem Laptop oder dem Znünibrot in der Umhängetasche ist die Fahrt von der Agglomeration in die Stadt meist stressfreier und schneller. Immer vorausgesetzt, die Veloinfrastruktur ist bedarfsgerecht ausgebaut. Übrigens lässt sich das schnelle e-Velo in der Stadt auch langsam und im Fluss mit den anderen Verkehrsteilnehmenden fahren. Das ist einfach eine Sache der persönlichen Einstellung. Schlussendlich rast der Porsche auch nicht mit Maximalgeschwindigkeit durch die Dörfer, weil er es kann.

Das schnelle Elektrovelo als Autoersatz auf einem abgetrennten Radweg.
Auf Zeit das lohnendste Verkehrsmittel für mittlere Strecken in die Agglomeration.

Ablehnende Haltung zum e-Velo

Leider sind die Vorurteile zahlreich! Weshalb man in Gesprächen oft nach Zustimmung ringen muss, wenn man ein Elektrovelo nutzt, ist recht schnell erklärt.

  • Beim Veloakku gibt es im Hinblick auf eine funktionierende Kreislaufwirtschaft noch viel Luft nach oben. Dieser ökologische Vorbehalt gilt jedoch für Akkus aller Konsumgüter gleichermassen.
  • Elektrovelos seien schnell – zu schnell. Hohe Geschwindigkeit ist keine Eigenschaft eines spezifischen Verkehrsmittels, sondern die persönliche Haltung jedes Lenkenden.
  • Solange man gesund sei, soll man gefälligst richtig Velo fahren! Die Kultur des wettbewerbsorientierten Velofahrens klebt an uns mit Lycra, Helm und Spiegelbrille.
  • Demnach ist Elektrovelo fahren kein richtiges Velofahren?! – Was macht diese Frage aus einer Elektrozahnbürste? Einer Waschmaschine? Einem Auto?

Elektrovelo = Alltagsvelo?

Längst nicht jedes Elektrovelo ist ein Alltagsvelo. In der Schweiz sind bullige Elektromountainbikes ohne Licht und Gepäckträger die meistverkauften e-Bikes der letzten Jahre. Auch hier zeigt sich, dass das Velofahren noch verbreitet Sport und Freizeit ist. Aber was bedeutet das für das e-Velo als Verkehrsmittel? Es hat noch ein überaus grosses, offenes Potenzial.

Womöglich braucht es noch ein paar Jahre, bis die elektrische Pedalierhilfe so alltäglich ist, dass wir nicht mehr speziell vom «e-Bike» sprechen. Der elektrische Rückenwind macht das Velo zu einem vielseitigen und für jede Topographie geeigneten Wundertalent: Helles Licht, Spritzwasserschutz, starke Bremsen, Gepäckträger und stabile Rahmen machen es zu einem idealen Alltagsbegleiter, zu einem Ermöglicher, ganz ohne Sportgerät sein zu wollen.

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Passende Veloparkplätze gibt es auch für schwere Elektrovelos.

Weitere e-Velo-Tipps aus unseren Wissensbeiträgen

Einige weitere Velo-Geschichten haben das e-Velo zum Thema. Die wichtigste Frage für Interessierte bleibt jedoch: Was sind meine häufigsten Strecken? Sind die Wege steil, hat es Schlaglöcher, viel Kies? Vorauszuschicken ist, dass die Leichtigkeit beim e-Velofahren Spass macht. Schlimmstenfalls ist zu befürchten, dass man das Bike viel mehr nutzt, als man je gedacht hätte. Und das wiederum ist gut für ein bewegtes Leben.

Alles Velofahren ist sexy. Gute Fahrt Ihnen allen. – Ach ja. Und wer über neue Velo-Geschichten informiert werden will, abonniere unsere Beitragsbenachrichtigung.

Cycle Week 2023: Impressionen vom Stand der Velofachstelle

Fotos: Lukas Bärlocher

Infobox: Verkehrswende**

Die Verkehrswende beschreibt den Übergang der von fossilen Brennstoffen abhängigen Verkehrswelt hin zu einer dekarbonisierten, nachhaltigen Mobilität. Dabei sollen vor allem der aktive Fuss- und Veloverkehr sowie der öffentliche Verkehr gestärkt werden, um die Treibhausgase aus dem Verkehrssektor möglichst rasch und markant zu senken.

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