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Christian Ochsner, 33, Verkehrs- und Raumplaner, Stadt Uster

Ich habe das Riesenglück, meine Passion mit meinem Beruf verbinden zu dürfen.

Augezeichnet von Cornelia Schlatter

Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe einiges an Sportarten ausprobiert, unter anderem sogar Golf, da mein Vater Platzwart bei einem Golfclub war. Als Kind fuhr ich regelmässig mit meinem Citybike um den Greifensee und auf den Pfannenstiel. Aber damals hatte ich keine so grosse Affinität zum Velofahren. Das änderte sich schlagartig, als ich mit ungefähr 15 Jahren mein erstes Mountainbike bekam. Da packte es mich, das Velovirus! Das war so cool, weshalb Mountainbiken zu meinem Ding wurde. Ich war oft allein in der Natur unterwegs – alles auf eigene Faust zu entdecken gefiel mir unheimlich gut.

Ich bin inzwischen auch schon zwei Mal mit Freunden über den Gotthardpass ins Tessin gefahren, und im Bündnerland habe ich schon mehrere Berge erklommen. Mit dem Bike komme ich einfach viel schneller viel weiter als zum Beispiel beim Wandern. Die Natur beeindruckt mich dabei immer wieder aufs Neue.

Traumjob mit Schwerpunkt Veloverkehr

Nach meiner Lehre als Bauzeichner wollte ich ein Studium absolvieren. Es sollte eine Mischung aus Bauingenieur und Architektur sein. Ein Arbeitskollege machte mich auf das Studium in Raumplanung aufmerksam. Das wars – genau das Richtige für mich!

Mittlerweile arbeite ich seit zehn Jahren als Verkehrsplaner mit Schwerpunkt Veloverkehr. Seit 2020 bin ich für die Stadt Uster tätig. Ich habe hier das Riesenglück, dass ich meine Passion fürs Velofahren mit meinem Beruf verbinden darf. Ein grosser Traum geht damit in Erfüllung.

Ich bin zuständig für einen Massnahmenkatalog mit über 100 Projekten zur Veloinfrastruktur und Veloförderung in der Stadt Uster. Schwachstellen zu beheben, liegt mir dabei besonders am Herzen. Mein absolutes Traumprojekt wäre die Planung eines Mountainbike-Trails. Als begeisterter Mountainbiker wäre das ein einmaliges Projekt für mich und zugleich mein persönliches Ziel.

Ich will pendeln können!

Das Velo begleitet mich nebst Beruf und Freizeit auch im Alltag. Ich besitze ein e-Bike für den Veloanhänger der Kinder, ein Mountainbike und ein Citybike. Es ist zu meinem Lebensziel geworden, dass ich mit meinem Velo zur Arbeit pendeln kann. Das ist mir sehr wichtig, natürlich auch im Zusammenhang mit meinem Beruf als Verkehrsplaner. Auch wenn wir Begehungen in und um Uster haben, nehmen meine Kollegen und ich meistens das Velo; von der Abteilung Bau haben wir vier e-Bikes, die wir benutzen dürfen.

Ich bin dafür, mutiger zu sein – just do it!

Von der Veloförderung erhoffe ich mir, dass mehr investiert wird, damit die Menschen aufs Velo umsteigen. Massnahmen sollen einfach, schnell und sicher umgesetzt werden. Ein Beispiel sind die Veloschnellrouten, welche gepusht werden sollten.

Mein Arbeitsweg von Nänikon nach Uster ist nicht sehr lang, aber sehr willkommen. Ich kann unheimlich gut abschalten beim Velofahren. Mit Arbeitsweg und Freizeit kommen im Jahr um die 1000 Kilometer zusammen. Für mich ist Velofahren Freiheit, Fitness und Kopf durchlüften gleichermassen. Ich schätze es sehr, täglich an der frischen Luft zu sein.

Veloprojekte vorantreiben, damit Uster zur Velostadt wird

Meine Arbeit empfinde ich als sehr sinnstiftend. Es ist für mich ein grosser Mehrwert und sehr befriedigend, dass ich in Uster vieles umsetzen und nicht nur planen kann. Eine Infrastruktur zu schaffen, welche die Stadt Uster wirklich brauchen kann, die nachhaltig ist und für nachfolgende Generationen eine lebenswerte Umgebung bietet, das ist mein Bestreben.

Dafür möchte ich alle Veloprojekte vorantreiben. Mit dem Motto «Uster steigt um!» ist die Veloförderung ein zentrales Element der «Strategie Uster 2030», die der Stadtrat definiert hat. Uster soll eine Velostadt werden und umsteigen auf das Velo, den öffentlichen Verkehr oder den Fussverkehr. Dazu möchte ich mit meiner Arbeit beitragen.

Das Velo ist auf kurzen Distanzen oft schneller als das Auto. Fast die Hälfte aller Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer und somit Velodistanzen. Ich gehe mit meinem Velo und dem Veloanhänger regelmässig nach Greifensee zum Einkaufen. Das funktioniert wunderbar, mit dem Anhänger kann ich nämlich richtig viel transportieren.

Die Velos selbst warten, ist Ehrensache!

So viele verschiedene Velos wollen natürlich auch gewartet werden. Das mache ich grösstenteils selbst. Bei meinem Vater auf dem Hof habe ich eine grosse Velowerkstatt zur Verfügung, dort repariere und wasche alle Velos. Es ist mir wichtig, möglichst viel selbst machen zu können. Mein Mountainbike ist dabei wohl das gepflegteste Velo von allen Zweirädern in meiner Familie.

Meine Leidenschaft fürs Mountainbiken hat im Alter von ungefähr 20 Jahren einen kurzzeitigen Knick erlitten. Ich war am Uetliberg mit Freunden beim Downhillen, und bei einer Abfahrt prallte ich in einen Baum. Das hat mich geprägt und vorsichtiger gemacht. Ich hatte eine massive Gehirnerschütterung und der Arzt meinte, es hätte auch anders ausgehen können. Danach brauchte ich ein bis zwei Jahre, bis ich mich wieder aufs Mountainbike traute. Seither stehen für mich Erholung und Natur im Zentrum, wenn ich mit dem Velo unterwegs bin.

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